Men Without Pants - Naturally

Vicious Circle / Al!ve
VÖ: 19.06.2009
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Fit im Schritt

Bös gekräuselte Stirn. Angestrengt zusammengebissene Zähne. Man musste schon zwei Mal hinsehen, um Blues-Explosion-Drummer Russell Simins seinerzeit im Video zu "Talk about the blues" tatsächlich als solchen zu identifizieren. Statt als grimmigen Türsteher, an dem man besser nicht vorbeizukommen versucht, wenn einem das Gehege der Zähne lieb ist. Doch wie sein Soloalbum "Public places" bewies, kann der Mann außer trommeln und finster dreingucken noch mehr und hat außerdem prominente Freunde. Zum Beispiel Gorillaz-Elektroniker Dan Nakamura (alias The Automator), mit dem er 2006 Men Without Pants aus dem Boden stampfte und seitdem illustre Gäste wie die Yeah Yeah Yeahs, Mooney Suzuki oder Cibo Matto im Studio versammelt.

Was dann im Großen und Ganzen genau so klingt, wie man es bei dieser Versuchsanordnung erwartet: Da schlackern die Hosenbeine. Sofern man untenherum überhaupt etwas anhat, soll doch der Bandname auf Sex als natürlichste Sache der Welt verweisen. Und meint somit anderes als die "Ohne Hemd und ohne Höschen" betitelten Musikkassetten aus der elterlichen Sammlung. Men Without Pants heißt nämlich: Polter’n’Roll und ungeschlachter Blues, angereichert mit clubbigen Beats, komischen Geräuschen und Donnerbässen. Schon "And the girls go" ist so ein typisch breitbeiniger Brachialrocker, bei dem der Sequenzer die Marschrichtung vorgibt und die Girls kehlig im Hintergrund johlen. Hier läuft die Suppe aus'm Kopp oder Ladies aus'm Schritt, wie Fünf Sterne Deluxe es einst krachledern formulierten.

Im Maschinenraum des Duos brodelt es erst recht. Auch bei einem lärmig dahergeschleppten Midtempo-Song wie "Double life". Und allmählich wird Gewissheit: Simins hatte am Sound der Blues Explosion schon immer viel mehr Anteil, als man anfangs gedacht hätte. Doch auch wenn Men Without Pants sich als Projekt verstehen, das "ours and ours alone" ist, muss man konstatieren, dass es "Naturally" längst nicht immer gelingt, sich von Simins' Hauptband zu emanzipieren. Zu bekannt sind die übersteuert produzierten Kracher, Industrial-gefärbten Sollbruchstellen und ausgiebigen Bluesgitarren-Freakouts, als dass dieses Album seine Herkunft lange verleugnen könnte.

Immerhin ballert "Never gonna do that again" mit der gleichen "Six barrel shotgun" um sich wie der Black Rebel Motorcycle Club und hinterlässt Lumpensäcke voll zerschlissener Beinkleider. Doch es geht auch anders. Für die ruhigeren Momente ist Gillian Rivers zuständig, laut Band eine sehr bald sicher mehr als große Sängerin - und hört man das zauberhaft zurückhaltende "My balloon", kann man das nur bestätigen. "Keep on movin'" lässt einen so tollwütigen Beatbox-Rocker mit Brülleffekten los, dass man beim Wändehochgehen gerne in Kauf nimmt, hinterher auf den Familienjuwelen zu landen. "Goodbye" gibt sich zum Schluss gar als himmlisches Liebeslied mit Akustikgitarre, das Men Without Pants nach den zwölf hauptsächlich aufreibenden Grobheiten zuvor aber von Herzen gegönnt sei. Nicht auszudenken, was passieren könnte, wenn Simins und Nakamura beim nächsten Mal die Hosen vielleicht komplett herunterlassen.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • And the girls go
  • Superfine
  • My balloon
  • Keep on movin'

Tracklist

  1. And the girls go
  2. Double life
  3. Superfine
  4. My balloon
  5. Let's meet in real life
  6. Never gonna do that again
  7. Rock show
  8. If you're thinkin' of me
  9. Keep on movin'
  10. All you need is luck
  11. The beginning
  12. I do
  13. Goodbye
Gesamtspielzeit: 43:22 min