Therapy? - Shameless

Ark 21 / Motor / Universal
VÖ: 24.09.2001
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Die Nächste, bitte

Wie aus einem fernen Transistorradio scheppert ein Gitarrenriff, ebenso simpel wie brillant. Dann ertönt ein kurzer, befreiendender Schrei direkt im Hinterkopf des entwaffneten Zuhörers, und das eben noch so ferne Riff rockt das Haus, ganz egal, wo man gerade ist. "Gimme back my brain" heißt das Stück, ein Kracher von der Art, die das Wort "Zimmerlautstärke" zur unsinnigsten Erfindung der Welt erklärt. Wie eine vollmundige Ankündigungen eröffnet dieses Stück "Shameless", das neue Album der Truppe um Andy Cairns.

Diesem rauschhaften Einstieg folgt leider viel zu schnell die Ernüchterung. Gleich zu Beginn haben Therapy? den Gipfel erklommen und begeben sich schon mit dem zweiten Song "Dance" wieder langsam auf den Abstieg: Irgendwie durchschnittlicher 80er-Hardheavy führt den Hörer aus dem Rock-Olymp in die weite Ebene des rockistischen Mittelmaßes zurück. Zwar gibt es im weiteren Verlauf des Albums noch ein paar mehr oder weniger gelungene Startversuche zu bewundern, eine Wiederholung des Höhenfluges des Openers bleibt die Band bis zum Ende schuldig.

Die Single "I am the money" hebt nur unwesentlich eleganter ab als ein überfressener Albatros, kann sich im Gegensatz zu "This one's for you" aber wenigstens in der Luft halten. Mehr Spaß bereitet da schon der "Wicked man", obwohl oder auch gerade weil das Intro ein wenig an einen ähnlich betitelten Song von Chris Isaak erinnert. Auch "Theme from DeLorean" weckt freudige Erinnerungen, etwas an Tito & Tarantula, ein wenig an die Titelmelodie von "Die Zwei". Die Mischung mutet nicht nur an sich abenteuerlich an, sondern klingt wundersamerweise auch in der Umsetzung äußerst interessant. "Joey" und "Alright" pflegen nochmal die Rock'n'Roll-Wurzeln, allerdings drohen auch diese zarten Pflänzchen im Schatten von "Gimme back my brain" zu verkümmern und können dem Vergleich mit diversen anderen Therapy?-Klassikern nicht standhalten. Zum Ende von gibt es mit "Stalk & slash" dann noch eine ordentliche Überraschung: Mit gelungenen Reminiszensen an No Means No hätte nun wirklich keiner gerechnet.

So hinterläßt "Shameless" sein Publikum mit eher gemischten Gefühlen. Nach einem furiosen Start quälen sich Therapy? eher mühsam über die restliche Albumdistanz. Das rettende Ziel erreicht man schließlich, doch die anfangs erkämpfte Pole Position konnte man nicht verteidigen. Das durchaus solide, etwas bodenständige Vehikel hat den Sprung auf das Treppchen zwar nur knapp verpaßt. Dennoch wird nicht nur Kai Ebel wissen, daß der irische Renner auch heute noch zu wesentlich mehr in der Lage wäre. Bestnoten gibt es dafür sicher nicht, denn ein Frühstart mit einem potentiellen All-time-favourite zieht kein ganzes Album aus dem Kiesbett. So richten die Mechaniker in der Boxengasse den Blick nach oben und wünschen nur eins: Ein paar Schwalben mehr, bitte, dann klappt's auch mit dem Sommer.

(Rüdiger Hofmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Gimme back my brain
  • Theme from DeLorean
  • Stalk & slash

Tracklist

  1. Gimme back my brain
  2. Dance
  3. This one's for you
  4. I am the money
  5. Wicked man
  6. Theme from DeLorean
  7. Joey
  8. Endless psychology
  9. Alright
  10. Body bag girl
  11. Tango Romeo
  12. Stalk & slash
Gesamtspielzeit: 56:22 min

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