Theory Of A Deadman - Scars & souvenirs
604 / Roadrunner / WarnerVÖ: 26.06.2009
Knödel mit Soße
Ein ganzer Kerl dank Galle - so heißt es seit Jahren bei Theory Of A Deadmans Sänger/Songwriter Tyler Connolly. Ob seiner an-, ab- und vollgefuckten Texte wird er gerne als misanthropischer Nachtreter verschrien. Wer neuerdings allerdings einen Song wie "End of the summer" durch den Äther wehen hört, der fragt sich schon, wie viel Galle man hochwürgen muss, um den Kreidegeschmack wieder von der Zunge zu kriegen. In einem mehr als hörbaren Effekt wird Connollys Stimme in Höhen gepitcht, die ansonsten unerreichbar wären. Wie viel Britney Spears gehört noch mal in einen Adult-Rock-Sommerhit? Und vor allem: Haben so wirklich echte, ganze Kerle so etwas eigentlich nötig?
Bereits Anfang 2008 in ihrer kanadischen Heimat veröffentlicht, steckt "Scars & souvenirs", das Drittwerk von Theory Of A Deadman, voll solcher Fragen. So wurden die kanadischen Hitsingles für den deutschen Markt flugs gegen das übellaunig herumprollende "Hate my life" ausgetauscht. Ist vor allem "Bad girlfriend" ein echter Party-Rocker, durchaus mit AC/DC-Einschlag, so präsentiert sich "Hate my life" als frohgemuter Ein-Riff-Schunkler, bei dem Connolly dem deutschen Durchschnittsnörgler direkt aus dem Wohlstandsbauch spricht: "So sick of the hobos / Always beggin' for change / I don't like how I gotta work / And they just sit around and get paid." So also definiert sich stocksteife Musik und schlichtes Gemüt als zwischen den Kontinenten wandel- und austauschbar. Kroeger versus Krüger, sozusagen.
In der Tat ist es erstaunlich, dass Theory Of A Deadman derart beweglich sein können, obwohl sich in ihrer Musik offensichtlich rein gar nichts bewegt. Sie schreiben, beinahe am Stück, euphorische, tief drückende und angespannte Songeinleitungen. Klare Zeichen für eine Band auf dem Sprung, die - einmal abgehoben - in einem Treibsand aus Zupfakkorden, überproduziertem Schlagzeug und Knödelvocals steckenbleibt. "By the way" oder eben "Bad girlfriend" sind solche Songs, bei denen man denken könnte, Metallica oder wenigstens Alter Bridge spielen sich gerade warm - bevor Connolly mit den ewig gleichen Gesangsharmonien um die Ecke trampelt.
Die Unterstützung ihres einstigen Co-Songwriters und Labelchefs Chad Kroeger brauchen Theory Of A Deadman damit zu keiner Sekunde mehr. Sie haben die Formeln gefressen und wissen sie im Vergleich sogar mit Schmackes umzusetzen. Besser wird "Scars & souvenirs" dadurch jedoch lediglich in Ansätzen. Vor allem dann, wenn Songs wie "Crutch" und "Heaven (Little by little)" ihre Klischees unverblümt ausspielen und erfreulich straight bei der bollernden oder synthie-gestrichenen Sache bleiben. Echte Songs dank Pillepalle.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Crutch
Tracklist
- So happy
- By the way
- Got it made
- Not meant to be
- Crutch
- All or nothing
- Heaven (Little by little)
- Bad girlfriend
- Hate my life
- Little smirk
- End of the summer
- Wait for me
- Sacrifice
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