Spinal Tap - Back from the dead

The Label Industry / Essential / Soulfood
VÖ: 19.06.2009
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Even louder

1984 kam das großartige Rockumentary "This is Spinal Tap" über die großartigsten Spinal Tap ever in die Kinos. Nicht nur der überaus ernsthafte Hardrock jener Band, bei der sich aus Sicherheitsgründen niemand als Schlagzeuger bewerben sollte, faszinierte. Die miniaturisierte Stonehenge-Kulisse, die erfolglose Suche nach dem Bühneneingang, explodierende Drummer, leere Hallen. Philosophische Betrachtungen über die Schwärze von Plattencovern, unzureichende Verpflegung und die eigene Zukunft als Schuhverkäufer. Es gab kaum eine rockistische Klappspatigkeit, die die Band ungenutzt vorbeiziehen ließ.

Zum fünfundzwanzigjärigen Jubiläum sind Spinal Tap nun "Back from the dead". Ein wahrlich treffender Titel! Zwar konnten Spinal Tap im Interview ihren Tod nicht wirklich bestätigen, aber immerhin seien sie definitiv zurück. Dreizehn Jahre nach "Break like the wind" nahmen Spinal Tap die globale Erwärmung zum Anlass, ihre etwas steif gewordenen Lederjacken auszuziehen. Nicht nur, damit ihre Fans das geliebte Spandex endlich wieder sehen können, sondern auch, damit die Musiker überhaupt wieder an ihre Instrumente herankommen. Endlich gibt es nun eine Ladung neuer Songs, zu denen man sich bangenden Toupets eine neue Langhaarperücke anschaffen darf. Das Titelstück glänzt mit albernen OP-Klängen und noch albernerer Progrock-Ernsthaftigkeit. Das klimakatastrophale "Warmer than hell" entstand zum Live-8-Festival, und beim naturgemäß den eigenen Titel Lügen strafenden "Short and sweet" gniedeln John Mayer, Steve Vai und Def Leppards Phil Collen um die Wette. Wunderbar. Diese Musik ist nicht von gestern, sie ist von vorgestern.

Der viel größere Mehrwert von "Back from the dead" ist, dass der Band für ihr drittes tatsächlich erscheinendes Album endlich die technischen Möglichkeiten zur Verfügung stehen, um ihre Lautstärke angemessen aufzunehmen. Wenn die Verstärker alle bis elf aufgedreht werden, ist alles "one louder". Also findet man runderneuerte Spinal-Tap-Klassiker wie "Hell hole", "Rock & roll creation" und "America". Erstmals ist sogar der bald schon lange vergessene Dreiteiler "Jazz oddyssey" dabei. "(Listen to the) Flower people" hat in der neuen Version so viel Bühnennebel intus, dass es nur noch als Reggae aus den Boxen tröpfeln kann, und der Relaunch von "Sex farm" als "(Funky) Sex farm" gibt den Discobruder. Soundgardens Lieblingssong "Big bottom" setzt sich am Ende auf einen Dudelsack, durch "Heavy duty" ziehen Keith Emersons Keyboard-Schwaden, und der absolut maßstabsgerechte Folkmetal von "Stonehenge" lässt die Zwerge derartig zappeln, dass man das einfach mit den mitgelieferten Actionfiguren-Bausatz nachstellen muss. Und endlich muss man nicht mehr "Guitar Hero II" durchdaddeln, um mit der herrlich sinnfreien Riffschleuder "Tonight I'm gonna rock you tonight" den Schlagzeuger in die Luft zu jagen. Spinal Tap spielen eben beides: Hardrock und Metal.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Tonight I'm gonna rock you tonight
  • Big bottom
  • Warmer than hell
  • Stonehenge

Tracklist

  1. Tonight I'm gonna rock you tonight
  2. Back from the dead
  3. (Funky) Sex farm
  4. Rock & roll creation
  5. Jazz odyssey #1
  6. Gimme some money
  7. Rock & roll nightmare
  8. Heavy duty
  9. America
  10. Jazz odyssey #2
  11. (Listen to the) Flower people (Reggae version)
  12. Hell hole
  13. Big bottom
  14. Celtic blues
  15. Jazz odyssey #3
  16. Warmer than hell
  17. Stonehenge
  18. Short & sweet
  19. Cups & cakes
Gesamtspielzeit: 66:04 min

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