Dave Matthews Band - Big whiskey and the GrooGrux king
Bama Rags / RCA / WarnerVÖ: 12.06.2009
Für das Leben eines Freundes
Ein Sprichwort besagt, dass Totgesagte länger leben. Auf makabere Art trifft das auf wandelnde Zombies wie Amy Winehouse zu, aber im Falle LeRoi Moores scheint der Satz eine ganz neue Bedeutung zu bekommen. Der Saxofonist der Dave Matthews Band ist tatsächlich tot - lebt aber durch die Musik der Combo weiter. Bald ein Jahr ist es her, dass der damals 46-Jährige an den Folgen eines schweren Verkehrsunfalls starb. Vergessen wurde er danach noch lange nicht. Sein Konterfei ziert das Cover des siebten Studioalbums "Big whiskey and the GrooGrux king", mit dem besagten König ist eine Gruppe von Bandmitgliedern gemeint, zu der er gehörte - und die diesen ganz bestimmten Vibe in sich vereint, für den die Dave Matthews Band zumindest in ihrer Heimat bekannt ist. In den USA gehören sie zu den Superstars, die mit ihren Alben regelmäßig auf den oberen Rängen der Charts zu finden sind und mit ihren Tourneen riesige Hallen ausverkaufen.
In Deutschland sprang der Funke dafür noch nicht über - mit LeRoi Moore, der das Geschehen nun aus der Top-Position verfolgt, und einem Album, das derart mireißt, könnte es aber im Jahr 2009 endlich zum Durchbruch kommen. Die Zeit ist dafür mehr als reif. 18 Jahre sind seit der Gründung der Band vergangen, und nach wie vor mangelt es ihnen weder an Ideen noch an Gefühl. So ist es selbstverständlich Moore selbst, der den Startschuss für "Big whiskey and the GrooGrux king" gibt. Zwar verstarb er während der Produktion des Albums, dennoch konnte er einige Parts noch einspielen. Und so sorgt das Saxofon-Solo in "Grux" bereits in den ersten zehn Sekunden für den ersten Gänsehaut-Moment. Und es soll nicht der letzte sein: "Lying in the hands of God" bezaubert mit seiner sanften Sommermelodie und Dave Matthews, der singt, als müsse er einen zerbrechlichen Körper vor seiner sonst so gewaltigen Stimme schützen. Radiotauglich zeigen sich "Dive in", eine optimistische Popnummer, und "Spaceman", das textlich auch gleich mit einer Referenz zu Moore aufwartet: "Doesn't everybody deserve to have the good life / But it don't always work out." Dave Matthews hat die letzten zehn Jahre mit so einigen persönlichen Krisen gekämpft, die er alle in seiner Musik thematisiert hat. Der Tod seines Freundes LeRoi Moore hat aber merklich noch ganz andere Steine ins Rollen gebracht.
"You & me" ist so ein typischer Song, wie sie der Sänger nur alleine schreiben kann. Trotzdem versinkt Matthews hier nicht in seinem Kummer und der tiefen Trauer, sondern legt sie offen vor sich hin und spielt damit. Der vertonte Hilfeschrei macht aus dem Musiker Matthews den Menschen Dave, und wenn man denkt, dass es sich in dem Song um eine verflossene Liebe handelt, bricht er nach knapp vier Minuten ab. Pause, doch die Zeit geht weiter, so, wie auch die Welt sich weiter dreht - bis plötzlich LeRoi Moores Saxofon aus dem Nichts auftaucht und die letzte Minute ein und dieselbe Melodie spielt. Das Album endet also so, wie es angefangen hat: Mit einem Saxofon-Solo - mal von der wenig sensiblen europäischen Version abgesehen, auf der zwei bereits bekannte Songs als Bonus verkauft werden und die Atmosphäre stören. Der Tod des Freundes zwingt die Dave Matthews Band zum Weitermachen, um sein Leben, wie es zumindest künstlerisch hätte sein können, weiterzuführen sowie sein Andenken zu wahren. Und wem das noch immer zu wenig Pathos ist, dem sei die folgende Textzeile aus "Why I am" ans Herz gelegt: "And when my story ends, it's gonna end with him / Heaven or hell, I'm going down with the GrooGrux king." Auch wenn er selbst kaum noch daran beteiligt war, feiert LeRoi Moore dank seiner Freunde einen gelungenen Abschied.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Why I am
- Dive in
- Seven
- You & me
Tracklist
- Grux
- Shake me like a monkey
- Funny the way it is
- Lying in the hands of God
- Why I am
- Dive in
- Spaceman
- Squirm
- Alligator pie
- Seven
- Time bomb
- Baby blue
- You & me
- Write a song
- Corn bread
Referenzen
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