We Insist! - The babel inside was terrible
Exile On Mainstream / SoulfoodVÖ: 29.05.2009
Die große Verwirrung
Bei der Sortierung des Plattenschrankes und dem Herummendeln an Lebensmitteln ist ja quasi jeder sein eigener Gott. Gehört 38 Wochen alte Vollmilch in den Ausguss, als Spongebob-Aufkleber auf die Heckklappe des Hippie-Busses oder doch zu all den anderen Joghurt-Frankensteins ab in den Heizungskeller? Auch mit "The babel inside was terrible" steht man rätselnd vor dem Plattenregal. Ab ins Halligalli-Universum zum Primus-Whoawhoawhoa? Geparkt in dem Zwischenraum, in dem sich bereits 31Knots und McLusky gegenseitig anknurren? Oder doch zu den ganz alten Hardcore-Recken oder üblichen Prog-Verdächtigen? Sprich: Was heißt hier eigentlich "The babel inside"? Auch hier draußen herrscht Verwirrung allüberall.
Alles drin, alles dran, zudem noch kongenial verschraubt: "The babel inside was terrible" ist das bereits sechste Lebenszeichen einer Band, die nicht nur in ihrer Heimatstadt Paris ordentlich Riot auf den Kessel legt. Dabei schaffen es We Insist!, den Krawall im Inneren ihrer Songs ordentlich wirbeln zu lassen, sie selbst aber mit möglichst großem Knall nach Außen zu bringen. Gleich der Opener spuckt dem Hörer ein frühes Unsane-Riff entgegen. Sänger/Schlagzeuger Etienne Gaillochet schreit es sogleich zu Boden, und ein scharf klackerndes Bassbreak tritt noch mal fiese nach. Mittendrin aber erhebt sich ein hinterhältig verwirbeltes Intermezzo, das den Song wieder auf die Füße hievt. Hier zeigt sich das zweite, sehr soulige und vokal-jazzige Programm der Band, ohne auch nur einen Fetzen an Intensität einzubüßen.
Das vergleichsweise friedvolle, mit den verknoteten Melodien der späten Fugazi spielende "In a maze" wird irgendwann laut, lauter und schon wieder leiser - ganz recht, zum Wohle des Songs wissen We Insist! auch mal mit ihren Energien hauszuhalten. Ein sehr schöner und notwendiger Kniff, der auch bei "Custom device" Anwendung findet. Dessen Rage-Against-The-Machine-Riff arbeitet sich flugs zu einem Big Beat aus, der bis zum Ende kaum Ausflüchte zulässt. Auch "Dead dog" muss sich zwischen Primus-Kribbeln, Blackmail-Wucht und Queens-Of-The-Stone-Age-Lässigkeit nicht wirklich entscheiden - all die kurzen, gekrümmten, doch satten Takte, all die proggenden Ausbrüche, all das Geschriene, heiser Gefiepte und zu mehrzüngigen Chorälen Veredelte findet sich in einer Produktion zusammen, die Wut und Unrast ebenso zu transportieren weiß wie Verspieltheit und Konsistenz.
Wenn dann noch Gitarrist Julien Divisia Synthie-Fetzen zu schlickigem Matsch zertritt oder François Wong seinem Saxophon den Hühnerhals zudrückt, präsentiert das gesamte "The babel inside was terrible" einen Crossover, wie er hätte sein können, aber niemals werden durfte. Vorerst lagern wir die Platte zwischen dem vom letzten Silvester übriggebliebenen Haufen kubischer Kanonenschläge, der Bratpfanne auf dem Kopf und dem "Unbedingt immer wieder hören"-Regalfach. Das schafft zwar Verwirrung beim Wiederfinden, doch "The babel inside was terrible" springt einem ohnehin Facehugger-mäßig entgegen, sobald man sein Radar kreuzt. Da bricht selbst das stärkste Heizungsrohr.
Highlights & Tracklist
Highlights
- In a maze
- Custom device
- Dead dog
- Our countries
Tracklist
- Déjà vu
- Oakleaves
- Efficiency and bad habits
- In a maze
- Custom device
- Thoughtful anatomy
- Dead dog
- Ancient follies
- Our countries
- Cogent stories
- Biting tongues
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- We Insist! (4 Beiträge / Letzter am 06.12.2008 - 15:50 Uhr)