Taylor Swift - Fearless
MCA / UniversalVÖ: 15.05.2009
Mit 19 fängt das Leben an
Irgendwann kommt ja alles wieder. Das muss gar nicht lange dauern. Vor gut zehn Jahren etwa stand die Welt ähnlich Kopf wie heutzutage. Während in den USA beinahe monatlich ein neuer minderjähriger Teeniestar aus dem Ei schlüpft, um sein neues Album mit der eigenen Sendung auf dem Disney Channel oder Nickelodeon zu promoten, nannte man das damals in Deutschland "Oli.P-Effekt". Die Endlossoap "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" sorgte für grenzwertiges Fernsehvergnügen, schlimmer aber waren die Armeen an Darstellern, die senderübergreifend meinten, ihnen stünde nun die ganz große Musikerkarriere bevor. Was Mitte der 90er Jahre die Gebrüder Hanson für die Jugend waren, sind heute die Jonas Brothers, Britney Spears inklusive karrieregeiler Mutter und sinnfreiem Kinofilm wird heute dargestellt von Miley Cyrus. Taylor Swift gab es damals auch schon, und doch irgendwie nicht. Während deren 90er-Pendant LeAnn Rimes ziemlich in der Versenkung verschwunden ist - und das nicht erst seit gestern -, kommt Taylor Swift trotz Megadebüts tatsächlich erst noch groß raus.
In Europa noch weitestgehend unbekannt, verkaufte sich das sehr countryorientierte "Taylor Swift" der damals 16-Jährigen seit der Veröffentlichung 2006 über vier Millionen Mal. Um auch jenseits des großen Teiches erfolgreich zu werden, wurden am Nachfolger "Fearless" Stilveränderungen vorgenommen. Deutlich weniger Country, dafür sehr viel mehr Pop, lautet die Devise, die in den USA für eine wochenlange Platzierung an der Chartspitze sorgte. Wie schon beim Vorgänger schrieb Swift ihre Songs selbst oder beteiligte sich daran zumindest als Co-Writerin. Was dabei herauskam: 16 Songs, die sich mehr oder weniger mit den Tagesthemen eines jungen Mädchens beschäftigen.
Liebeskummer, Herzschmerz, aber auch Freundschaft werden hier groß geschrieben, allgegenwärtig aber ist das leidige Thema "Jungs". Ausgerechnet der Song mit den pikantesten Hintergrundfacts wurde allerdings erst in allerletzter Minute auf dem Album platziert. "Forever & always" rechnet mit den Lügen des Ex-Freundes ab, in diesem Fall tatsächlich Joe Jonas, der mittlere des Brüdergespanns. Noch nachhaltig beeindruckt von der schäbigen Trennung per Telefon räumt Swift in der poppigen Nummer ihr eigenes Seelenleben auf.
Auf "Fifteen" nimmt Swift die Rolle der großen Schwester ein, die realistisch auf Aspekte des Lebens blickt, die für 15-jährige Mädchen noch die Welt bedeuten: "In your life you'll do things greater than dating the boy on the football team / But I didn't know it at fifteen" ist sicher nicht die größte Lyrik und doch genau das, was man im taufrischen Alter hören mag, und das macht sie authentisch. "Love story" zeichnet nicht nur im dazugehörigen Musikvideo das typische Bild von Romeo und Julia, während "White horse" den kompletten Gegensatz bildet und den enttarnten Traumprinzen vom hohen Ross runterstößt.
Trotz aller Radiotauglichkeit sind es aber gerade die ruhigen, fast schon zurückhaltenden Songs, auf denen Taylor Swifts Talent zu Tage kommt und die sie von ihren Teenie-Pop-Kollegen abheben. "The best day" etwa, das sie ihren Eltern widmet, überzeugt ohne großes Tamtam, dafür aber mit lockerem Rhythmus und Akustikgitarre. Dass es in 19 Lebensjahren an Themenvielfalt mangelt, ist zu entschuldigen, und so wird Swift vorerst am erfolgreichsten bei der Zielgruppe knapp unter ihrer eigenen Altersgrenze ankommen, denen sie aus der Seele spricht. Und doch ist es ziemlich sicher, dass man in zehn Jahren ohne jegliche Untergangsvergleiche noch über Swift reden wird. Unter den Schlechten ist sie jetzt schon die Beste.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Fifteen
- White horse
- Breathe (featuring Colbie Caillat)
- The best day
- Our song
Tracklist
- Fearless
- Fifteen
- Love story
- Hey Stephen
- White horse
- You belong with me
- Breathe (featuring Colbie Caillat)
- Tell me why
- You're not sorry
- The way I loved you
- Forever & always
- The best day
- Change
- Our song
- Teardrops on my guitar
- Should've said no
Referenzen
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