Swan Lake - Enemy mine

Jagjaguwar / Cargo
VÖ: 15.05.2009
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Verwandt und verschwägert

Niemand singt seine "Dam-di-da"s so schön freudlos wie Spencer Krug. Schon bei Wolf Parade und Sunset Rubdown bekommt er dazu ja jede Menge Möglichkeiten. Seine Band für die wirklich eingemachten Trostlosigkeiten sind und bleiben aber Swan Lake, die Indierock-Supergroup-not-Supergroup, die er, Carey Mercer (Frog Eyes, Blackout Beach) und Dan Bejar (Destroyer, The New Pornographers) zusammen in Gang gebracht haben. Auf ihrem Debüt "Beast moans" war der Ansatz vor zweieinhalb Jahren noch sehr eigenbrötlerisch: Jeder schrieb zunächst für sich, und dann wurde halt mal geguckt, wie sich die Einzelteile zu Dingern montieren ließen, die über handelsübliche Popsongs nur lachen konnten. "Enemy mine" hingegen ist nun Gemeinschaftsarbeit vom ersten Akkord bis zur letzten Akkordermordung - zusammen macht das Unglück schließlich immer noch am meisten Spaß.

Das Endresultat ist entsprechend hautverträglicher als die verwackelten Schnappschüsse ins Blaue vom Vorgänger, aber doch noch immer weit entfernt von der Nachvollziehbarkeit, die etwa das letzte Wolf-Parade-Album "At Mount Zoomer" nie ganz abschütteln konnte, wollte oder musste. "Spanish gold, 2044" wird gleich zum Einstieg gesungen mit der abgekämpften Erschöpfung echter Männer, die gerade ein Gnu oder irgend so was gejagt haben und es jetzt noch nach Hause schleifen müssen - der Bass knurrt dazu aus sicherer Deckung heraus, das Schlagzeug zerfällt in angemessener Orientierungslosigkeit, und am königlich perlenden Klavier schält sich ein erstes Leitmotiv der Platte heraus. Immer wieder blüht es hier unbeschädigt und -verbesserlich auf wie ein besonders widerstandsfähiger Löwenzahn auf dem Gipfel eines Misthaufens, den auch mal jemand wegräumen könnte.

Auch in "Heartswarm", gefangen irgendwo zwischen Herzen aufheizendem und Herzen verheizendem Existenzialismus, und "A hand at dusk", das sich mit kreischenden Feedback-Gitarren in den eigenen Hintern beißt, bleibt das Piano als Mahnmal der aufrechten Schönheit übrig; Swan Lake zerstören ihre Songs diesmal beinahe ehrfürchtig drum herum, statt in allerletzter Konsequenz drüberzusaugen. "Enemy mine" kann dabei nur gewinnen: Es reißt Abgründe unter Krug, Mercer und Bejar auf, in die andere nicht mal ihren kleinen Zeh tunken würden und erinnert doch daran, dass selbst der dickste Kloß im Hals irgendwann runtergeschluckt werden kann. So klingt dann selbst "Warlock psychologist" samt übersteuernder Gitarre, verworrenen Zuruf-Spielchen und Zehntonner-Trommeln wenigstens scheinversöhnlich - was diesen Männern bleibt, ist ja immer auch das nächste Album ihres nächsten Projekts.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Spanish gold, 2044
  • Heartswarm
  • Ballad of a swan lake, or, Daniel's song
  • Warlock psychologist

Tracklist

  1. Spanish Gold, 2044
  2. Paper lace
  3. Heartswarm
  4. Settle on your skin
  5. Ballad of a swan lake, or, Daniel's song
  6. Peace
  7. Spider
  8. A hand at dusk
  9. Warlock psychologist
Gesamtspielzeit: 39:07 min

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