Ben Harper And Relentless7 - White lies for dark times

Virgin / EMI
VÖ: 02.05.2009
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Sack voll Reisig

So ist das halt bei Musikern: Da kennt man sich, da liebt man sich. In irgendeiner Session in irgendeinem Keller kamen Ben Harper und drei waschechte Indierocker zusammen, brannten ein Feuer der Leidenschaft ab und verabredeten sich zur gemeinsamen Albumproduktion. So in etwa. Die vorübergehende Trennung von den Innocent Criminals bugsiert den getriebenen Harper auf eine neue Ebene des Songwritings. Da ist plötzlich der Blues nur Nebensache, der Soul maximal in der Stimme des Kaliforniers zu finden. Dafür schrammelt, scheppert und drückt es nun an allen Ecken und Kanten.

Da kann man ruhig ehrlich sein: Solch einen Sound hätte man Harper nach seinen zuletzt so zurückgelehnten und unaufgeregten Platten nicht zugetraut. Hier jetzt die Kehrtwende: Ein druckvoller Smasher wie "Shimmer & shine" kommt vorbehaltlos um die Ecke gestürmt, rotzt eine ganze Kippenpackung in die Luft und jauchzt vollmundig: "Bring me the music for the revolution!" Das passt. Das im Anschluss die Bee-Gees-Disco "Lay there & hate me" problemlos folgen kann, grenzt an Tollkühnheit. Und gibt die Gewissheit: Hier haben sich die Richtigen gefunden.

Man wird von der unbändigen Spielfreude der Relentless7 mitgerissen, die energetisch und gnadenlos ihre Musikinstrumente malträtieren und auf einen Harper treffen, der wie ein jahrelang gelagerter Sack Reisig brennt. In der dezenten Melancholie von "Fly one time" trägt dieses tolle Zusammenspiel zu einem luftigen Popsong bei, der all das vors Auge holt, was man bei der High Fidelity der Sonnenuntergänge seines Lebens so erlebt hat. Dafür verzeiht man auch gerne den Lenny-Kravitz-Riffrock von "Keep it together (so I can fall apart)". Ein Schwachpunkt. Und zwar der einzige.

Ausflüge in den Country funktionieren da ebenso, wie die Kombination von Soul mit ordentlicher Schrammelarbeit. "Up to you now" bringt all diese Vorzüge auf den Punkt. Da darf Harper auch gerne etwas weiter ausholen und in die Nacht flehen. Die Bridge ist herzergreifend. Und der Song der beste der Platte. Ob es für das Quartett weitergehen wird, zeigt Harpers Ausblick: "They turn to fire, blood and pain / And I faithfully remain". Bis dahin: Autoradio aufreißen und fahren, bis die Straße ihr Ende findet. Der Soundtrack für den spontanen Roadtrip.

(Christian Preußer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Up to you now
  • Shimmer & shine
  • Fly one time

Tracklist

  1. Number with no name
  2. Up to you now
  3. Shimmer & shine
  4. Lay there & hate me
  5. Why must you always dress in black
  6. Skin thin
  7. Fly one time
  8. Keep it together (so I can fall apart)
  9. Boots like these
  10. The word suicide
  11. Faithfully remain
Gesamtspielzeit: 47:23 min

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