Rachael Yamagata - Elephants... Teeth sinking into heart
WarnerVÖ: 24.04.2009
Morgens Elmex, abends Aronal
Diese Deutschen und ihre Angst vor neuen Ufern! Etwas zu essen, das man noch nicht kennt? Ist undenkbar. Ein Fernsehkonzept mal aus Indien zu importieren, statt aus Amerikaengland? Ist unmöglich. Die CD eines Acts zu veröffentlichen, die nicht mal in ihrem Heimatland wirklich bekannt ist? Als Majorlabel? Ist Unsinn. Immerhin: Warner traut sich was. So erscheint "Elephants... Teeth sinking into heart" nun auch hierzulande mit nur sechs Monaten Verspätung. Produziert von Mike Mogis (Bright Eyes, The Good Life) erwartet die Eingeweihten nun mehr als nur die ein oder andere Veränderung. War der Vorgänger "Happenstance" ein angenehmes Folk-Pop-Album, welches nicht nur aufgrund Yamagatas oft zurückhaltend klingender Stimme mit den Werken einer Norah Jones verglichen wurde, ist "Elephants... Teeth sinking into heart" ein Konzeptalbum der besonderen Art.
Die erste CD erzählt in neun Songs - exklusive eines Hidden Tracks - von der traurigen Seite der Liebe. Ruhig, dunkel und intim führt Rachael Yamagata in den todtraurigen Balladen vor, wie eine Beziehung zerbricht. "What if I leave" erinnert an die liebesgeplagten Songs vom ersten Album, mit einer der vielleicht schönsten Melodien, die in den letzten Jahren geschrieben wurden. Da zerreißen dem Hörer nicht nur die begleitenden Streicher das Herz, sondern vor allem Yamagatas Stimme, die hier derart zerbrechlich klingt, dass man Mitleid mir ihr haben möchte. Der schlicht als "Duet" betitelte gemeinsame Song mit Ray LaMontagne, seines Zeichens selbst ein Spezialist für traurige musikuntermalte Momente, spiegelt das Gespräch des Paares wider, das sich trennt und sich das Ende der Beziehung nicht eingestehen will - obwohl es nur kurz später "Over and over" ist. Manchmal ist es eben schon vorbei, bevor man selbst es weiß. Und dann ist auch klar, dass ein Neuanfang genau das ist, was man braucht.
Das eigentliche Highlight der ersten CD aber ist "Sunday afternoon", ein Song, der Gerüchten zufolge die nicht ganz platonische Beziehung zwischen zwei Männern behandelt, die daran scheitert, dass einer der beiden nicht dazu stehen will. "You have blood on your hands and I'm feeling faint / And honey, you can't decide", singt sie da und steigert sich immer mehr rein, bis der Song eine Entscheidung des Gegenübers erzwingt, die man selbst eigentlich schon längst getroffen hat.
Macht Rachael Yamagata aus dem Elefanten auf der ersten CD noch ein Schoßtierchen, schmiegt sie sich an ihn und lässt sich trösten, schwingt sie sich auf der zweiten auf seinen Rücken und rechnet ab. Haben vorher Balladen das Spiel bestimmt, geht es auf "Teeth sinking into heart" wesentlich lauter zu, rockig, eckig und kantig an allen Seiten. "Sidedish friend" etwa behandelt nicht unbedingt den Freund, der mit Blumen nach Hause kommt, sondern jenen, den man zu sich ruft, wenn man ihn bei sich haben will - und den man auch schnell wieder an der Tür verabschiedet. Auf "Faster" hingegen hält sich Yamagata gar nicht lange mit männlicher Begleitung auf, sondern schickt den ungeliebten Ex in die Wüste: "I'm going faster, you're going backwards / You're gonna miss me when I'm gone" - da hält der Gute nicht nur wegen des Tempos kaum Schritt. Spätestens am Ende der zweiten CD erklärt sich dann auch der kleine "Parental Advisory"-Sticker auf dem Booklet: Zwar geht es auf "Don't" wieder ruhiger zu, die Botschaft jedoch ist überdeutlich und unmissverständlich: "Don't fuck me in front of me"! Ja, Rachael Yamagata ist wirklich nicht wie Norah Jones. Sie zeigt Zähne!
Highlights & Tracklist
Highlights
- What if I leave
- Sunday afternoon
- Over and over
- Sidedish friend
- Faster
Tracklist
- CD 1
- Elephants
- What if I leave
- Little life
- Sunday afternoon
- Elephants (Instrumental)
- Duet (with Ray LaMontagne)
- Over and over
- Brown eyes
- Horizon
- The only fault
- CD 2
- Sidedish friend
- Accident
- Faster
- Pause the tragic ending
- Don't
Referenzen
Spotify
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