Lacrosse - Bandages for the heart

Tapete / Indigo
VÖ: 02.05.2009
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Eigentlich sollten wir erwachsen werden

Unschuldsblick und Naivität sind meist Mädchenmasche und Jungs ihr Opfer. Über den Sinn oder Unsinn von vorgetäuschter Hilflosigkeit und klimpernden Rehaugen lässt sich streiten. Fest steht nur, dass kindliches Getue bei Menschen ab der Pubertät objektiv nicht mehr süß anzusehen ist. Zumindest so lange, bis das Gegenteil eintritt und mit The-Concretes- und Moneybrother-Produzent Jari Haapalainen die Kindchenschema-Falle zuschnappt.

Den schwedischen Plüschhäschen von Lacrosse gelingt es spielend, sich hartnäckig quengelnd Aufmerksamkeit zu verschaffen. Schon bei ihrem Debüt "This new year is for you and me" war nicht nur das Cover mit der Katze und dem Reh niedlich. "Bandages for the heart" heißt das neue Album der sechs Schweden und flitzt wie der Vorgänger mit ausgesprochen gut gelauntem Folk-Pop durchs Spielzimmer. Die Stimmen von Nina Wähä (heißt wirklich so) und Kristian Dahl verschmelzen zu einem Kinderchor, der so viel Tempo hat, als würde er auf Rollschuhen einen Berg runter sausen. Mit spacigem Synthesizer-Sound, Kinder-Keyboard-Klimpern und Hey-Hey-Rufen zeigt sich der lustige und hin und wieder kindlich-nervenzerrende Lacrosse-Sound gleich zu Beginn.

Von wegen "We are kids and we can't decide". Die wissen ziemlich genau, wie sie einen um den Finger wickeln können. Und rechtzeitig bevor man Lacrosse entnervt ins Kinderzimmer schicken möchte, kriegen sie die Kurve. So wie der weinende Bär auf dem Cover einsam auf einem Boot durch die Wellen schippert, können auch die Skandinavier leise sein. Irgendwie erleichtert, dass nach drei extrem quirligen Songs mal Ruhe eingekehrt ist, macht sich die Sorge breit, dass mit den Kleinen etwas nicht stimmt. Bei "It's always sunday around here" hüpfen Lacrosse dann zu schrammelig-fröhlichem Sound weiter durchs Leben, als zunächst zartes Glockenspiel und leiser Gesang von einer tollwütigen Gitarre unterstützt wird.

Auch, wenn es immer mal wieder verhaltene Klänge auf "Bandages for the heart" zu hören gibt, sticht doch ein energiegeladener, poppiger und äußerst tanzbarer Grundton hervor. Das ist schön, aber auch ganz schön anstrengend, und obwohl die überdrehten, wuselnden Songs süchtig machen, tut die Ruhe der letzten beiden Stücke nach nicht mal 40 Minuten gut. Das zunächst lässig ruhige "Excuses, excuses" endet in kraftvollem, vorwurfsvollem Gesang und E-Gitarre, und das sphärische "What's wrong with love" vertreibt trotz schräg-schreiender Gitarre den letzten Funken Überdrehtheit mit engelsgleichem Gesang. Wer sich dennoch mit zu viel Verantwortung konfrontiert sieht, kann diese jederzeit wieder aus der Hand geben. Wenn sich das denn übers Herz bringen lässt.

(Natascha Leo)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • We are kids
  • It's always sunday around here
  • Excuses, excuses

Tracklist

  1. We are kids
  2. You are blind
  3. All the little things that you do
  4. Bandages for the heart
  5. I see a brightness
  6. It's always sunday around here
  7. Song in the morning
  8. My stop
  9. Come back song #1
  10. Excuses, excuses
  11. What's wrong with love?
Gesamtspielzeit: 37:23 min

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