Sue - Home philosophy

Z-Muzic / Al!ve
VÖ: 27.03.2009
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

In the Wassertank

Für Sue bedeutet Musikmachen, in eine andere, abgeschlossene Welt einzutauchen. Bevor jemand Phrasenschweinereien wittert: Das ist wörtlich gemeint. Denn Sue aus Aurich besitzen ein Studio in einem alten Wassertank, in dem sie ihre sphärischen Elektro-Sounds wie in einer Blase wachsen lassen, bevor diese die schützende Hülle verlassen. Das Quartett hat sich hörbar Zeit genommen, um jede Idee langsam von ihrer Rohform in ein fließendes Minikunstwerk zu übertragen. Fünf Produzenten (unter anderem Matthias Arfmann von den Beginnern und Swen Meyer von Kettcar) waren am Ende daran beteiligt, dass "Home philosophy" kein hingeworfenes Erstwerk, sondern ein außerordentlich fein gezeichnetes und homogen verflochtenes Indie-Popjuwel geworden ist. Schwer vorstellbar, dass die Schöpfer dieses wohlklingenden, pluckernden Elektro-Indies ihre Wurzeln in der DIY-Kultur der Hardcore- und Punkszene haben.

Für Sue lässt Sänger Skip Danko glücklicherweise die markigen Töne bleiben, mehr als seine feine Kopfstimme hätte das federleichte Soundbett ohnehin nicht mittragen können. Dann beginnt die Auszeit: Weit weg tragen einen die ersten Stücke, raus aus dem Leben, in eine unbestimmte, sehnsüchtige Traumstimmung. "Unsigned hype" betritt dann mit einem überraschend wummernden Beat die Tanzfläche. Mehrmals noch werden die Stücke ab der Mitte in tanzbare Inkarnationen ihrer selbst kippen, The Postal Service stehen ebenso Pate für die späteren Takte von "Get back on a chain" oder "A sun light please" wie Polarkreis 18. Erhebende Liebeserklärungen wie "New York" und "Hamburg is the love" wechseln mit behäbigen Trip-Hop-Anwärtern, "Sail the air" beispielsweise fingert Massive Attacks "Teardrop" frech den Beat aus der Hosentasche. Im gitarrenverzierten "All we forgot" schwappen Sehnsucht und Hoffnung endgültig über und versauen dem Hörer den guten Sonntags-Schutzpanzer aus Ignoranz.

Wenn "Home philosophy" dann mit der Vocoder-Stimme von "Freak" langsam wieder die Füße auf den Boden setzt, bleibt das Gefühl, die vergangene Dreiviertelstunde sehr angenehm und friedlich verlebt zu haben. Sue machen kleine, intime Musik auf großer klanglicher Fläche, ohne über die Melancholie Tanzbarkeit und Spaß aus den Augen zu verlieren. Das ist Musik für die Blaue Stunde, für ausgedehnte Tauchgänge in Korallenriffen oder für die Beobachtung entfernt flackernder Neonlichter. Selbst Klaustrophobiker dürfen aufatmen: In Traumwelten lässt man sich gern einschließen.

(Dennis Drögemüller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Get back on a chain
  • All we forgot
  • Freak

Tracklist

  1. This is
  2. I woke up
  3. Unsigned hype
  4. New York
  5. Hamburg is the love
  6. Sad place
  7. Sail the air
  8. A sun light please
  9. Get back on a chain
  10. All we got
  11. Freak
Gesamtspielzeit: 43:51 min

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