Rubik - Dada bandits

Fullsteam / PIAS / Rough Trade
VÖ: 02.05.2009
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Fauler Zauber

Es gibt Bandnamen, die sind ein Segen für jeden einfältigen Musikjournalisten. Wie viele schlechte Wortspiele könnte man mit Rubik anstellen? Wieviele Hinweise darauf geben, dass sich die Musik so kompliziert, bunt und meist seltsam durcheinander gestaltet wie der berühmte Zauberwürfel? Wie naheliegend wäre es zu erwähnen, dass die - je nach Lust und Laune - vier bis sechs Finnen die richtigen Handgriffe gelernt haben, um den musikalischen Würfel schlußendlich in die perfekte Position zu bringen? Wie sie es schaffen, trotz all der Wendungen, Ausfälle, Einfälle, krummen Trompeten und schönen Melodien die richtigen Farben zueinander zu drehen? Auf solch eine Ebene begeben wir von Plattentests.de uns natürlich nicht. Stattdessen müssen wir feststellen, dass wir uns die weite Reise bis nach Portland zu den Thermals sparen können. Denn ein ähnlich perfektes Sommeralbum wie "Now we can see" ist dieses Jahr auch in Helsinki zu finden.

Anders als die Indie-Punks wildern Rubik für ihr zweites Album "Dada bandits" jedoch viel tiefer in der Popkiste, als The Thermals es aufgrund ihrer Sozialisation jemals machen würden. Es gibt Momente auf "Dada bandits" die schreien lauthals nach den großen Stadien dieser Welt. "Radiants" orientiert sich musikalisch ohne Scham am letzten Album der Kings Of Leon und den Killers zu besseren Zeiten. Auch "No escape" fährt dieselben weitläufigen Keyboard-Geschütze auf und zelebriert die große Pop-Geste, ohne sich dabei dem Radio anzubiedern. Andere Songs wie der Opener "Goji berries" verschmelzen auf dem kleinen Raum von dreieinhalb Minuten den Weirdo-Pop von Clap Your Hands Say Yeah und die melancholische Fragilität von Radioheads "The bends" miteinander, verfallen dabei von einem angedeuteten Noise-Ausbruch in die schönsten Pianomelodien und gehen schließlich im Getümmel himmelhochjauchzender Bläser baden.

Bevor sich "Dada bandits" in den wildesten Wirrungen zu verlieren droht, ziehen Rubik kurzerhand die Bremse und biegen mit "Karhu junassa" in ein versöhnliches Ende ab. Rubiks zweiter Streich nach "Bad conscience patrol" endet ruhiger und gewöhnlicher, als es die restliche Platte zunächste vermuten lässt. Die Finnen lümmeln ganz entspannt auf der Terrasse und schauen dem Sonnenuntergang entgegen. Es gibt keinen verzweifelten Versuch, das Chaos der ersten acht Songs am Ende noch toppen zu wollen. Die Arbeit ist getan, das Bier muss nun den letzten Durst stillen, bevor El Sol für einige wenige Stunden doch noch untergeht. Die europäischen Sommernächte sind nun einmal im Norden am kürzesten und "Dada bandits" ein Kind seiner geographischen Gegebenheiten. Scheint heller!

(Kai Wehmeier)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Goji berries
  • No escape
  • Fire age
  • Indiana

Tracklist

  1. Goji berries
  2. Radiants
  3. No escape
  4. Wasteland
  5. You jackal!!
  6. Fire age
  7. Indiana
  8. Richard Branson's crash landing
  9. Karhu junassa
  10. Follow us to the edge of the desert
  11. Altitudes
Gesamtspielzeit: 46:14 min

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