A.C. Newman - Get guilty
Broken Horse / Matador / Beggars / IndigoVÖ: 02.05.2009
Nichts zu beweisen
Wer glaubt, die New Pornographers seien mittlerweile langsam, ist offensichtlich noch nie in einem Fiat Panda mitgefahren. Eine gewisse Tendenz lässt sich da aber natürlich nicht wegdiskutieren: "Challengers" war vor knapp zwei Jahren die bisher gemächlichste Platte der anderen kanadischen Indierock-Supergroup; ein Album, das die Herausforderung vor allem in ökonomischer Kraft- und Tempoeinteilung suchte und sich damit um Dinge kümmerte, von denen A.C. Newman vor fünf Jahren noch ganz offensichtlich keine Ahnung hatte. Sein Solodebüt "The slow wonder" hatte damals im Dauerfeuer-Modus um sich geschossen, bis die Munition alle war - nach 33 Minuten standen elf Hits und sonst sicherlich niemand mehr.
Wie weit Newman mittlerweile weg ist von diesem Ansatz, wird nun am Nachfolger "Get guilty" deutlich: Es ist nicht so, dass er keinen Schwung mehr hätte oder gar Probleme mit dem Popsongschreiben, es dreht sich nur halt nicht mehr alles um Spritzigkeit, Überfallartiges und unmittelbar zählbare Erfolge. Wer es sich einfach machen will, kann deshalb sagen, das alles habe mit dem Alter zu tun, Newman ist schließlich gerade 41 geworden. Plausibler erscheint aber eigentlich, dass er heute vor allem selbstbewusster ist als in der Mitte des Jahrzehnts. Nicht mehr immer der Stärkste sein zu wollen, kann schließlich auch ein Zeichen von Stärke sein - und so beginnt "Get guilty" dann eben mit "There are maybe ten or twelve things" und aller denkbaren Bescheidenheit.
Es gibt keinen Refrain zu diesem Song, nur Akustikgitarre, Klavier, Mellotron, ein paar Paukenschläge aus weiter Entfernung und Newman, der in resignierender Abwesenheit die Waffen streckt: "There are maybe ten or twelve things I could teach you / After that you're on your own." Gesteigerte Eigenverantwortung ist auch danach wichtig, wenn "The heartbreak rides" Strophe für Strophe, aber wiederum ohne echten Chorus, aufgefaltet wird. Es sind Kleinigkeiten wie die Diskrepanz zwischen beruhigendem Waldhorn und kreiselnder Gitarre in der dritten Minute des Stücks, an denen sich "Get guilty" reibt, die gegeneinander geschlagenen Drumsticks von "Like a hitman, like a dancer" oder das Streicher- und Bläserintro zu "Young Atlantis", aus dem natürlich auch ums Verrecken kein neuer Hit herauswachsen will.
Stattdessen hoppelt der Song mit Mädchengesang und Zwei-Finger-Orgel einer Idee von Popmusik in die Arme, die längst alles bewiesen hat - egal, ob nun "The collected works" als großer Klavier-Schaumschläger den einzigen echten Aufstand des Albums probt oder "All of my days and all of my days off" danach mit versteckter Reggae-Gitarre, effektreichem Fadeout und A-Capella-Ende beschwichtigt. Newman hilft hier also den Leuten wieder auf die Beine, die er mit seiner Musik jahrelang über den Haufen gerannt hat. Und wer das aus irgendeinem Grund zu dünn findet, kann sich immer noch prima an seinen ebenso rätsel- wie lückenhaften Lyrics abarbeiten.
Highlights & Tracklist
Highlights
- There are maybe ten or twelve
- The heartbreak rides
- The collected works
Tracklist
- There are maybe ten or twelve
- The heartbreak rides
- Like a hitman, like a dancer
- Prophets
- Submarines of Stockholm
- Thunderbolts
- The Palace at 4am
- The changeling (Get guilty)
- Elemental
- Young Atlantis
- The collected works
- All of my days and all of my days off
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maybe ten or twelve
2009-07-01 14:14:21
aalglatt, geschniegelt und gebügelt...
...und dabei rischdisch gut!
http://www.myspace.com/acnewman
Aki
2009-07-01 09:23:56
bin ich der Einzige, der dieses Album für äußerst gelungen hält?
Die perfekte Platte für den Sommer. Man hört viel Shins raus, aber auch Pixies!
U.R.ban
2009-04-22 21:25:22
Hui, davon habe ich noch gar nichts mitbekommen...
Bin sehr gespannt, ich mag sowohl sein Solodebut als auch die Enwickung der New Pornographers zu Challengers, die ja auch hier rauszuhören sein soll.
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