Milow - Milow
B1 / UniversalVÖ: 17.04.2009
Ganzer Euro
Es ist eine schwere Bürde, einen dicken Hit zu landen und diesen Erfolg aufrecht zu erhalten. Wenn dieser Hit dann auch noch eine Cover-Version ist, dürfte die Aufgabe, nachfolgend mit eigenem Material zu punkten, auch nicht viel leichter ausfallen. Oder hat jemand noch weitere Hits von Alien Ant Farm, The Bates, Lou Bega oder Vanilla Ice in Erinnerung? Eben. Jonathan Vandenbroeck alias Milow wird die Situation meistern. Und zwar aus wenigstens drei Gründen. Erstens ist seine Version von "Ayo technology" eine der besten Coverversionen der letzten Jahre, mindestens doppelt so viel wert wie das Original und eh mehr eine eigenständige Interpretation als eine plumpe Kopie.
Der Fickenvögelnsex-Parade-Text von 50 Cent geht bei Milow als mit Inbrunst vorgetragene Gebrauchsanweisung durch. Das hat zuletzt Daniel Cirera mit "Motherfucker - Fake vegetarian ex-girlfriend" hinbekommen. Zweitens ist Milow sein eigener Chef. Er managt sich selbst und ist auch sein eigener Plattenboss. Entsprechend funkt auch niemand mit guten Ratschlägen dazwischen. Drittens: Das restliche Material des Belgiers bietet Singer-Songwriter-Mucke mit kräftigen Folk-Einschlägen, harmlos kurzweiligen Country-Grußworten, großväterlichem E-Gitarrenbesuch, einer stets sinnvoll eingebetteten Gastsängerin Nina Babet und nicht zuletzt: gute Songs.
Milow mag Neil Young. Das wird er antworten, wenn er in jedem zweiten Interview nach musikalischen Einflüssen und Vorbildern gefragt wird. Oder aber man erkennt das selbst in "Canada". Der Song nimmt als Uptempo-Nummer nicht nur ein Piano und E-Gitarren zur Seite, sondern erzählt von Milows imaginärem Auszug nach Kanada, wo er Neil Young seine Stücke an der Gitarre vorspielt: "Mister Young will be impressed / And offer me a record deal / And tell me to call him Neil". Es bleiben Phantastereien und unerfüllte Sehnsüchte. "I still wanna move to Canada / But for now I'll just stay here / I think it's the best for my career / When I get home from the office / Where I've worked all my life."
Milow ist ein Lagerfeuertyp, dem die Ratte auf der Schulter eines Punks ebenso zuhört, wie der Bär, der gerade noch am Arm des Pfadfinders kaut. Sie tun das, weil Milow Geschichten erzählt. Über den tragischen Tod von "Stephanie" oder über einen frustrierten Priester in "The Priest": "I've seen enough, that's why I know / God left this place a long long time ago." Man kauft ihm das ab. Zu real sind seine Worte, wie die über einen Vater, der seine Familie im von Mandolinen und Akkordeons begleiteten "House by the creek" verlässt .
Auch wenn nach "Ayo technology" vielleicht einen gegenteiligen Eindruck erwecken mag, zeigt Milow der Witzigkeit die Grenzen auf und definiert die Aussichtslosigkeit seiner, der 80er-Generation: "One day I'll wake up and I'll be thirty eight / Doing the things that I used to hate / [...] / My generation's dream will disappear". Unbemerkt reitet er sich damit hinaus aus dem Gros seiner Generation. "Instead of a future, I've got a guitar." Nun, jetzt hat er beides.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Ayo technology
- You don't know
- Canada
- The priest
- Born in the eighties
Tracklist
- Ayo technology
- You don't know
- One of it
- Out of my hands
- Canada
- The ride
- Stephanie
- Coming of age
- The priest
- House by the creek
- Dreamers and renegades
- Herald of free enterprise
- Darkness ahead and behind
- Launching ships
- Born in the eigthies (Bonus)
Im Forum kommentieren
2010-03-07 23:19:11
würg
dievegge
2010-03-07 21:40:58
♥♥♥
Ich liebe wirklich jeden song von Milow... und live ist er ein absolutes EVENT..auch ohne teure Bühnenshow und Effekte. Er ist ein toller Entertainer und Musiker und hat eine geniale Band dabei!
depp
2009-07-08 12:11:06
"Peter Fox und die Pet Shop Boys, um mal zwei aktuelle Beispiele zu nennen, haben gute bis sehr gute Alben aufgenoommen"
uuuaaaah, damit hat dich einer gedissed
groce
2009-06-20 01:10:34
Das Cover find ich auch nicht überragend, und vor allem hoffnungslos totgedudelt.
Aber: der Rest des Albums ist in meinen Augen sagenhaft. Ich behaupte dass Milow zu einer meiner Top-Entdeckungen des Jahres wird. Wer gute handgemachte amerikanische (bzw amerikanisch klingende) Musik mag, zb Ryan Adams oder Neil Young, der wird hier auf seine Kosten kommen. The Priest ist eine Perle von einem Song, Stephanie klingt fröhlich, erzählt aber eine tragische Geschichte, und House By The Creek macht einfach Laune. Schade dass man ihn zur Zeit nur entweder auf Festivals oder als Support von James *gähn* Morrison zu sehen bekommt, hätte gern die volle Ladung pur.
onkel otto
2009-06-19 22:45:49
dem kotzbrocken hans sollte man mal benehmen beibringen.
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