The Juan MacLean - The future will come
DFA / V2 / Cooperative / UniversalVÖ: 24.04.2009
Zurück mit der Zukunft
Intensivere Betrachtungen der tanzbaren Musik der letzten dreißig Jahre bringen zwangsläufig unterhaltsame Widersprüche zutage. Schließlich hat Dance-Music möglichst tagesaktuell zu sein. Sie soll Trends folgen oder, noch besser, diese gleich selbst vorgeben. Sie soll den Sound von morgen mitbringen, weil der von heute schon fast wieder zu alt sein könnte. Und nichts ist älter als der Hit von gestern. Wenn aber ein Song nach ungefähr 15 Jahren zum verstaubten Oldie geworden ist, könnte er fast schon wieder die coolste Idee der Welt sein. Dann nämlich, wenn Groove-Experten diese Musik von vorgestern in ihre Tracks mogeln, um die Dancefloors von heute zu inspirieren.
John MacLean hat mit diesem Prinzip gute Erfahrungen gemacht. Schon "Less than human", sein Debüt als The Juan MacLean, hatte die computerisierten Melodien des Synthpop, die schockgefrosteten Bässe des Postpunk und die schwebenden Texturen von Eurodisco. 2005 klebte man darauf maschinenlesbare Codes wie Electroclash oder Dancepunk. Wie alle Acts auf James Murphys DFA Records brachte der ehemalige Gitarrist von Six Finger Satellite aber noch den No-Wave-Subtext mit. Das wickelte die Indie-Nazis endgültig um den Finger, die dem flackernden Discotizement ohnehin kaum noch etwas entgegenzusetzen hatten. 2009 setzt The Juan MacLean in sturer Konsequenz noch einen drauf; womit nicht nur Nancy Whang gemeint ist, die mittlerweile als festes Mitglied die Sirene geben darf.
"The future will come" jubelt dem Hörer von Sekunde eins an wippende Arschbacken und zuckende Muskeln unter. Gleich der Opener "The simple life" wartet mit einem Sequencer-Feuerwerk auf, das Giorgio Moroder kaum zündender hätte programmieren können. Whangs Stimme schummelt nach exakt vier Minuten unterkühlten Eighties-Pop an prominente Stellen der Referenzen-Liste. Mit aseptischen Streichern und Hi-NRG-Grooves spielen The Juan MacLean fleißig Zeitmaschine und brauchen dafür nicht mal einen Flux-Kondensator.
Nicht nur die famose Single "One day" fröhnt der Stromlinie, auch "A new bot" hat Human Leagues "Dare" deutlich besser verstanden als Alcazar. Die gelegentlich anfallenden Anachronismen erzeugen nicht nur Reibung, sondern machen richtig Spaß: "Tonight" und "No time" flirten mit Acid-Bässen, das Titelstück kreuzt Talking Heads mit einer Art Männerchor, "Happy house" ist zwölfeinhalb Minuten klatschende Sturheit, und irgendwo flattern sogar Verweise auf Pink Floyd und Mobys Frühneunziger-Trance durch die hübsch trashigen Texturen. Unter den berühmten vier Vierteln fließt alles zusammen. Die Konvergenz der Beats. Es ist nur das vom Web 2.0 verursachte, immer selektivere Hören, das die Dance-Musik von gestern, heute und morgen trennt. Damit ist der gut getarnte Eklektizismus von "The future will come" eine charmante Untertreibung. Die Zukunft wird nicht nur kommen, sie war schon da und passiert gerade jetzt.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The simple life
- One day
- The station
- Happy house
Tracklist
- The simple life
- The future will come
- One day
- A new bot
- Tonight
- No time
- Accusations
- The station
- Human disaster
- Happy house
Im Forum kommentieren
Oliver Ding
2009-04-17 11:14:40
Mehr Giorgio Moroder als bei DFA-Bands üblich.
m.caliban
2009-04-11 23:17:33
ja, ist wirklich gut geworden, zum tanzen vor allem
Mixtape
2009-04-11 22:55:59
The Juan MacLean, einst der erste Act, der auf DAF veröffentlichte, bringt genau dort am 24. April sein zweites Album raus. Mit dabei ist Nancy Whang, die ansonsten beim LCD Soundsystem singt.
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- The Juan MacLean - The future will come (3 Beiträge / Letzter am 17.04.2009 - 11:14 Uhr)