Micachu - Jewellery

Rough Trade / Beggars / Indigo
VÖ: 27.03.2009
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Voodoopuppe

Wenn Helly Kitty Bartwuchs bekommt, Barbie das Alphabet rülpst und Prinzessin Lillifee sich nichts mehr sehnlicher wünscht, als mit einer Dose Bier vor der Glotze zu hocken, dann ist eindeutig zu viel Testosteron in der Frauenwelt angekommen. Die üblichen Geschlechterrollen kommen nicht mehr hin, und man hat in etwa die Dimensionen des unkonventionellen Micachu-Debütalbums "Jewellery" vor Augen. Die 21-jährige Mica Levi zog mitsamt ihrer Haus- und Hofkombo The Shapes schließich auch ins Studio, um dort als Elefant im Porzellanladen jeden vorhandenen Gegenstand und jeden noch so abgefuckten Computer-Effekt auszubeuten, mit dem sich gängige Songstrukturen vorsätzlich auf- und durchbrechen lassen.

So muss er gelaufen sein, der Entstehungsprozess von "Jewellery". Das alte Tetrisspiel von '94 springt frisch entstaubt direkt in den Song "Ships". Genau wie die dekorative Voodoopuppe, die vermutlich erklärt, was der Sulu-Stamm bei Blähungen unternimmt. Man weiß es nicht. Aber es macht Unsinn. Was sind schon Uri Gellers gebogene Löffel gegen Songs wie "Just in case", in dem die Akustikgitarre (oder so was ähnliches) schrabbelt und sich zwischendurch eine elektrische und gleichzeitig defekte Kuckucksuhr zu Wort meldet? Oder was ist R2D2, der sich auf "Curly teeth" als Amateurfunker versucht?

Jede schief gezupfte Saite ("Guts") auf dieser Platte stößt Musiklehrern ins Mark, lässt sie zur Beruhigung eine Sinfonie von Beethoven inhalieren und vermutlich nicht einmal dann erkennen, dass das alles beabsichtigt ist. Genauso gewollt. Hier regieren die Unordnung, das kontrolliert Unkontrollierte und das Unmelodiöse. Micachus Stimme klingt nach allem, außer dem weiblichen Geschlecht. Ob sie nun roh ist, verzerrt, übersteuert oder aufschreit, als würde man einem betrunkenen Hahn in gleichmäßigen Abständen rektal einen Speer verabreichen. Nachdem man sich mit zwei Pinchen intus in "Calculator" auch noch "Tequila" von The Champs genehmigt hat, läuten die Kuhglocken in "Wrong" die Aufräumphase ein. Anstand und guter Geschmack liegen wild zerstreut am Boden, ehe sie vom Staubsauger aus "Turn me well" restlos entfernt werden. So soll es sein, so kann es bleiben, so hat man sich das gewünscht.

(Stephan Müller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Sweetheart
  • Golden phone
  • Just in case
  • Turn me well

Tracklist

  1. Vulture
  2. Lips
  3. Sweetheart
  4. Eat your heart
  5. Curly teeth
  6. Golden phone
  7. Ship
  8. Floor
  9. Just in case
  10. Calculator
  11. Wrong
  12. Turn me well
  13. Guts
Gesamtspielzeit: 52:43 min

Im Forum kommentieren

Tom

2009-06-21 19:01:50

Live gesehen, sofort verliebt. Verspielter Lo-Fi-Sound, der einen guten Schuss zu viel Rum intus hat. Genau mein Ding grad

rhdf

2009-06-13 21:36:56

ach keine ahnung wavves gefällt mir irgendwie besser vllt wegen dem gesang oder so

rhdf

2009-06-13 21:36:21

MÖP

georg

2009-04-16 15:18:00

Gutes Album

dominik

2009-04-10 17:55:19

so langsam zündet die platte! ;)

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