Mastodon - Crack the skye

Relapse / Warner
VÖ: 27.03.2009
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

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Verfluchen wir nicht die technischen Entwicklungen unserer Zeit, den Fortschritt in Nullen und Einsen, der uns so ruhmreiche Erfindungen eingebrockt hat wie rein digitale Sex-Erlebnisse oder Pilzrahmsuppe in 58kb-Datenpaketen. Und nicht zuletzt digitale Bemusterungen der Plattenfirmen (für unsereins) beziehungsweise Downloads über iTunes & Co. oder schlimmstenfalls illegale Wege für Normalkonsumenten. Üben wir also keine grundlegende Systemkritik, das ist nun einmal der Lauf der Zeit, zeigen wir stattdessen lieber die Probleme auf, die sich daraus ergeben. Das wären: Rückbildung sexueller Fähigkeit trotz dreimaligem Aufrufen einschlägiger Internetseiten, Rückbildung des Geschmacksinns, da Champignons nur im ZIP-Format der elektronischen Suppe beigemischt werden. Und die Rückbildung jeglichen Verständnisses für Musik als individuelle Form von Kunst. Die wahren Leidtragenden: Mastodon!

Es tut weh, zu sehen, wie viele Gedanken sich Mastodon über ihr aktuelles Album und ihre Musik machen - seitenweise Statements über persönliche Schicksale, die den neuen Sound der Band beeinflussten, ebenso wie Kommentare zu inhaltlichen Konzepten, zur Produktion oder zum Hintergrund des abstrakten Artworks. Das Problem ist aber, in Zeiten von Bits und Bytes sieht man davon nicht viel, außer ein paar MP3s oder HTML-Seiten. Ein Cover von ein paar Hundert Pixel breit und hoch muss vielen das Gefühl und die Wirkung eines ganzheitlich illustrierten Konzepts über Himmel, Weltraum und russische Zaren vermitteln.

Doch eigentlich haben Mastodon alles richtig gemacht. Wahrlich alles! "Crack the skye" sind nicht nur bloß sieben Songs, bei denen es um eine multidimensionale Reise geht, in der der Hauptcharakter seinen entstellten Körper verlässt, in den Weltraum reist, zu dicht an die Sonne kommt, in ein Wurmloch gezogen und daraufhin in die Sphäre der Geister katapultiert wird, diese überzeugen muss, dass er selbst keiner ist, um daraufhin von einer russischen Sekte ins frühe 20. Jahrhundert geschleust zu werden, in Rasputins Körper erwacht, nach dem Mordanschlag ins Reich des Teufels kommt und um dann - endlich - in die Gegenwart zurückzukehren. Nein, "Crack the skye" vielmehr ist eine verdammte Achterbahnfahrt! Immer bergauf und bergab, im Sekundentakt zwischen Kopf und Magen hin und her.

Sieht man nun einmal von den Haupteinflüssen Thin Lizzy, Iron Maiden, Neurosis und Melvins ab, gibt es noch genau zwei Dinge, deretwegen Mastodon mittlerweile so gewaltig und gleichzeitig vertiefter als jemals zuvor klingen: zum einen Brent Hinds schwere Kopfverletzung nach der VMA-Schlägerei, zum anderen Produzent Brendan O'Brien. Letzter verlieh Mastodon einen noch größer angelegten Sound, rauer und rockiger, bei wesentlich mehr Raum für Gesang und Mehrstimmigkeit, auch wenn dafür das Geschrei weichen musste. Keiner wird es vermissen. Dafür sind Mastodon intimer denn je, nicht nur aufgrund der persönlichen Texte, die auch Brann Dailors verstorbener Schwester Skye gewidmet sind. Alles in allem eine Menge Stoff, für den die 50 Minuten kaum ausreichen, zumal die Hälfte der Botschaft im Jahr 2009 bei manchen im Nullen-und-Einsen-Wahn untergehen wird. Ab in den Plattenladen!

(Christoph Schwarze)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Oblivion
  • The last baron

Tracklist

  1. Oblivion
  2. Divinations
  3. Quintessence
  4. The czar (I. Usurper II. Escape III. Martyr IV. Spiral)
  5. Ghost of Karelia
  6. Crack the Skye (feat. Scott Kelly)
  7. The last baron
Gesamtspielzeit: 50:03 min

Im Forum kommentieren

The MACHINA of God

2021-11-27 19:24:25

Kann ja noch kommen. Entdecke die grad so richtig wieder.

fakeboy

2021-11-27 18:24:02

Warum nicht 10/10? Für mich eines der perfektesten Alben überhaupt. Eigentlich sogar ne 11.

The MACHINA of God

2021-11-27 17:35:06

Meine Güte, macht die heute wieder Spaß. Was für eine Spielfreude. Für mich als Motorspycho-Jünger eine abslolute Rezipierfreude. :) 9/10

The MACHINA of God

2021-11-21 14:52:07

toolshed

28.03.2009 - 08:09 Uhr
Mächtiges Album, das irgendwann sicherlich zum Klassiker aufsteigen wird.


rym says "yes". :) 3.88 ist schon mächtig

Und diese "Scores" bei der Deluxe sind einfach Instrumental-Versionen, oder?

Affengitarre

2021-11-12 15:02:11

Habs die Tage auch wieder gehört, wirklich ein echt schönes Ding. Hat auch irgendwie eine schöne Mischung aus schön durchkompinierten und eher jamartig wirkenden Passagen. Finde die "Leviathan" aber ähnlich stark. Natürlich nicht so verspielt und ausufernd, aber das hat so eine urgewaltige Wucht, die man hier dann eher selten hat. Sind aber auch schwer vergleichbar, die beiden Alben.

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