
1990s - Kicks
Rough Trade / Beggars / IndigoVÖ: 27.03.2009
Öde an die Freude
1990s aus Glasgow sind ein lustiges Völkchen. Bassist Dino Bardot trägt heimlich Marillion-Shirts und hat alle Hände voll zu tun, ein stinkendes Monster daran zu hindern, diesen Umstand der Welt mitzuteilen. Sänger Jackie McKeown mag Braunbären und Gymnastik mit osteuropäischen Sportlerinnen und kifft, bis er Angst hat, dass das Telefon klingelt, obwohl er gar keins besitzt. Und Drummer Michael McGaughrin fährt mit dem Bus durch entlegene Kuhdörfer, um hübschen Mädchen hinterherzugucken. Kein Zweifel: Diese Band hat Spaß bis über alle drei Ohrenpaare und das dringende Bedürfnis, diesen musikalisch zu vermitteln. Dabei stört es zumindest McKeown, der immerhin schon einmal in einer Franz-Ferdinand-Keimzelle musizierte, nicht die Bohne, dass er stramm auf die 40 zugeht - man ist eben mal wieder so jung, wie man sich fühlt.
Und genau so hört sich das dann auch an. Den kieksigen Indie-Pop ihres launigen Debüts "Cookies" haben 1990s inzwischen jedenfalls perfektioniert. Und obwohl für die Aufnahmen das altehrwürdige Studio von Orange-Juice-Veteran Edwyn Collins bezogen wurde und am Mischpult mit Bernard Butler ein Ex-Suede-Gitarrist sitzt, stehen fröhlicher Schunkelrock, Bubblegum und "Uh-huh-huh"-Chöre in immens hoher Dichte an erster Stelle. Das ist leidlich kurzweilig und macht oft auch richtig, na ja, Spaß. Wenn auch mit unüberhörbar begrenzten musikalischen Mitteln. Was nicht heißt, dass die sicherlich vorhandene Substanz von "Kicks" schon nach kürzester Zeit aufgebraucht wäre. Aber sie ist eben so unregelmäßig verteilt, dass es zwischendurch schon einmal recht langweilig werden kann.
"Vondelpark" könnte ein vorzüglicher 90-Sekunden-Hit sein, wenn er nach dem vermeintlichen Schlussakkord nicht noch mehrmals aufgerollt werden würde. Und "59", der Song über besagte Buslinie, in der man so gut heimlich Frauen gucken kann, klingt eher, als hätte die Band Angst, beim Schwarzfahren erwischt zu werden. Da sollen 1990s doch lieber richtig das Maul aufreißen und eine Portion Rotz in die Ecke setzen. Beim nicht allzu ernst gemeinten RAF-Verherrlichungssong "Kickstrasse" zum Beispiel, der mit kratzbürstigen Gitarren und knackigem Beat auf die Pop-Barrikaden geht und Long-Blondes-Sängerin Kate Jackson zur Background-Komplizin macht. "The box" lässt die Synthies sprotzen und jagt nebenbei die Liebste zum Teufel, und mit "Tell me when you're ready" oder "I don't even know what that is" gibt es natürlich auch solide Indie-Heuler. Sicher: Das alles ist im Grunde wenig originell, aber immerhin so amüsant, dass man über einiges hinweghören kann. Und schon macht Spaß auch wieder Freude.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Tell me when you're ready
- Kickstrasse
- The box
Tracklist
- Vondelpark
- Tell me when you're ready
- I don't even know what that is
- 59
- Kickstrasse
- Everybody please relax
- Balthazar
- Local science
- The box
- Giddy up
- The kids
- Sparks
Im Forum kommentieren
sugar ray robinson
2009-03-05 20:36:49
ich finde das album nervig bis unhörbar, absolut uninspirierte mucke, keine tollen melodien mehr wie noch auf dem letzten album...
bee
2009-03-05 12:02:00
Kicks ist nach erstem Eindruck wirklich sehr gut geworden!
sgr
2009-02-03 17:51:24
The band have completed their second album Kicks, which was produced by Bernard Butler and will be released March 23, 2009. Tracks to appear on it include 'The Box', 'Vondelpark', 'Everybody Please Relax', 'I Don't Even Know What That Is', and 'Kickstrasse'
Vielleicht wird das ja was!
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Spotify
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Forum
- Pitchfork: The Top 200 Tracks of the 1990s (79 Beiträge / Letzter am 04.09.2010 - 01:44 Uhr)
- 1990s - Kicks (3 Beiträge / Letzter am 05.03.2009 - 20:36 Uhr)
- 1990s - Cookies (4 Beiträge / Letzter am 16.11.2007 - 22:18 Uhr)