Kerli - Love is dead

Island / Universal
VÖ: 27.03.2009
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Kilt by Rock

Kerli wird vermutlich schon sehr bald von sehr vielen Menschen gehasst werden. Filmgurus fühlen sich ob des CD-Covers und Kerlis Video zu "Love is dead" der Ideen von Tim Burton - "Nightmare before christmas" und "Corpse bride" - beraubt. Viel schlimmer aber, erinnert dieses kalte, zaghafte Comicwesen an eine blondierte Emily Strange, die an unzähligen T-Shirts oder Taschen heranwachsender Teenager klebt. Oder noch schlimmer an blühende Eisblumen, die bislang bedauerlicherweise noch kein Rasenmäher vernichtet hat. So viel verachtende Ignoranz hat die reale Kerli Kõiv aus Estland nicht verdient. Sieht zauberhaft aus und ist bitte nicht ausschließlich in der Gothic-Ecke anzusiedeln.

Man beachte allein das herausragende "Walking on air", auf dem Kerli stimmlich und partiell auch musikalisch an die isländische Grande Dame Björk erinnert. Die Messlatte für das gesamte Album hebt sich mit einem Song auf die Höhe von Dirk Nowitzkis Haarschopf, bleibt fortan aber nicht mehr ganz erreicht. Zugegebenermaßen keine leichte Aufgabe. Immerhin ist "Walking on air" ein Riesenhit, der elektronische Beats und Pop mit Streichern vereint und Kerlis Auszug aus dem visionsfreien Estland in das einstige Land der millionenschweren Tellerwäscher beschreibt: "Go fly so high and you'll be walking on air / You feel this unless you kill this / Go on and you're forgiven / I knew I could feel that / I feel like I am walking on air."

In "The creationist" flitzen Finger gazellenartig über Klaviertasten und selbst "Nanananana"s besitzen nicht die ausreichende Kraft, um den Song zu zerstören. "Up up up" mutiert mit dezent eingesetzter Akustikgitarre zu einer fluffigen Popnummer, die auch Nelly Furtado gut zu Gesicht stünde. "Beautiful day" kommt fast schon als "The Avalanches"-Remix daher und "Butterfly cry" ist musikalisch nicht so schlimm, wie es der Titel vermuten lässt. Selbst der düstere Opener "Love is dead" entwickelt eine anziehende Opulenz, was mitunter dem erneuten Rückgriff auf Björk zu verdanken ist, aber auch der vordergründigen Drum- und Synthiestreicherpräsenz.

Zur Pfundskerli reicht es aber noch nicht. Auf der zweiten Albumhälfte sinken Niveau und Erstaunen merklich. Schuld sind der Evanescence-Abklatsch "Bulletproof" oder "Hurt me", das in eine Doku über Avril Lavigne auf der Loveparade wunderbar passen würde. "Creepshow" vermöbelt Gwen Stefanies "Hollaback girl" und Fergies "London Bridge" mit einer Gitarre, und "Strange boy" besteht gefühlt aus 80% Refrain und hätte seine Echos besser bei Otto Waalkes abgegeben: "Hallo Echo - hallo Kerli." Vielleicht sollte ihr jemand zwischen den Bergen zujodeln, den Rock von der Stange weniger zu spielen und lieber zu tragen. Denn dann verstummen die Parkeinweiser aus der Gothic-Ecke und Kerli kann elfengleich durch die Lüfte laufen statt in selbiger hängenzubleiben.

(Stephan Müller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Walking on air
  • The creationist

Tracklist

  1. Love is dead
  2. Walking on air
  3. The creationist
  4. I want nothing
  5. Up up up
  6. Bulletproof
  7. Beautiful day
  8. Creepshow
  9. Hurt me
  10. Butterfly cry
  11. Strange boy
  12. Fragile
Gesamtspielzeit: 47:50 min

Im Forum kommentieren

KingAdRock

2009-03-07 18:13:20

auf den ersten Blick habe ich Kelis gelesen und mich schon gefreut :(

Nordlicht

2009-03-07 18:07:43

Ganz nett, wenn man's mag (wie ich). Aber:

"Also bei dem Zwischenteil gegen Ende kopiert sie ja Björk 1:1."

Das.

'Love don't live here anymore' klingt KOMPLETT wie Björk's 'All is full of love', bis runter zur Betonung etc. Kopieren hin, Covern her -- aber tut *sowas* not?


Zum selber anhören und vergleichen:

Kerli (so bei 2:45): http://www.youtube.com/watch?v=8ZMJDx-Qp_c

Björk (~ 2:15): http://www.youtube.com/watch?v=EjAoBKagWQA

chucky

2009-02-01 15:38:54

Also bei dem Zwischenteil gegen Ende kopiert sie ja Björk 1:1. Ist deshalb auch das einzige, was ich an dem Song nicht wirklich mag, obwohl ich Björk toll finde. Es passt einfach nicht. Ansonsten netter Song, höre ich immer gerne im Radio.

Der Kleinste Gemeinsame Thailänder

2009-02-01 14:28:16

Ok das ist gestattet.

Mixtape

2009-02-01 14:27:25

Der bezog sich nur auf das Kleid.

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