All / Descendents - Live plus one
Epitaph / ConnectedVÖ: 03.09.2001
Wartegleis-Pogo
Es soll ja den einen oder anderen Zeitgenossen geben, den es im Zuge seiner Karriereplanung an eine öffentliche Einrichtung namens Universität zieht. Auch scheint es mehr als nur ein weitverbreitetes Gerücht zu sein, daß man nach der Immatrikulation als eingeschriebener Student neben Feiern und kostenloser Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel auch tatsächlich Vorlesungen besuchen und etwas lernen kann.
Ein Fallbeispiel aus dem Bereich Marketing: Als Unternehmen hat man ein Produkt auf dem Markt, das zwar in einer gewissen Marktnische anerkannt ist und schon fast Kultstatus genießt, allerdings in der letzten Zeit immer mehr in Vergessenheit geraten ist und Staub ansetzt. Was nun, liebe Strategen? Ganz klar, das Produkt muß erneuert und aktualisiert werden. Sollte dies noch ein wenig Entwicklungszeit in Anspruch nehmen, wirft man zur Überbrückung als Reminder in der Zwischenzeit eine Variante des Produkts auf den Markt. Nun setze man für Unternehmen Epitaph, für Produkt All / Descendents, für Marktnische punkrockinteressierte Plattenkäufer, für Aktualisierung ein neues Studioalbum und für Variante eine Live-Platte ein und schon sieht man, dass selbst im ach so revolutionären Punkbusiness die Gesetze und Mechanismen des Marktes verinnerlicht wurden.
Doch genug der grauen Theorie, denn immerhin reden wir hier von den siamesischen Punkzwillingen All und Descendents, die nicht umsonst als Institution dieses Genres gelten und Bands wie The Offspring, Blink 182 oder Pennywise erst den Weg geebnet haben. Mehr als ein Jahr ist vergangen, seit dem nicht unbedingt glorreichen All-Album \"Problematic\" von All und fast fünf Jahre, seit die Descendents mit \"Everything sucks\" ihr letztes Studiowerk auf die punkrockende Welt niedergelassen haben. Bis in naher Zukunft endlich frisches Material erscheint, müssen eben diese beiden Live-CDs herhalten.
Im Falle von All wartet ein noch relativ frischer (März 2001) und qualitativ sehr guter Konzertmitschnitt aus Colorado auf die Zuhörer. Geboten wird ein größtenteils sehr hörenswerter Querschnitt fast aller Alben von \"Allroy\'s Revenge\" über \"Pummel\" bis zu den neueren Werken. Und immer sobald man versucht ist, sich im Einheitsbrei ein wenig zu langweilen, kommen Chad Price und seine Mannen mit wundervollen Hymnen wie \"Until I Say So\", \"She\'s My Ex\" oder \"Self Rightous\" daher. Ähnlich verhält es sich im Falle des 96er Mitschnitts der lediglich um Frontmann Milo Aukerman unterschiedlichen Descendents, bei dem vor allem \"I\'m The One\", \"Original Me\" und \"We\" alte Erinnerungen aufleben lassen. So wird das Two In One-Produkt \"Live plus one\" definitiv seine Käufer finden, stellt allerdings - wie fast alle Live-Alben - auch diesmal nicht wirklich mehr als eine getarnte Überbrückung in Best Of-Format dar.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Until I say so
- She\'s my ex
- Original me
Tracklist
- CD 1
- Fairweather friend
- Skin deep
- Can't say
- She broke my dick
- Until I say so
- Crucifiction
- Breakin' up
- Better than that
- Bubblegum
- Honey peeps
- She's my ex
- World's on heroin
- Birds
- I want out
- Educated idiot / Life on the road (Power Medley)
- Birthday IOU
- Carnage
- 'Cause
- Self-righteous
- Teresa
- I hate to love
- Carry you
- CD 2
- My dad sucks
- I'm the one
- Hope
- Thank you
- M-16
- Mr. Bass
- Wienerschnitzel
- Original me
- I like food
- Silly girl
- Coffee mug
- Get the time
- Myage
- Cheer
- We
- Everything sux
- This place sucks
- Van
- Bikeage
- All-O-Gistics
- Catalina