Duncan Redmonds - Bubble and squeak – Collaborations 2004-2008

10 Past 12 / Boss Tuneage / Rookie / Cargo
VÖ: 13.03.2009
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Freunde und Verwandte

Duncan Redmonds ist ein Zeitreisender, zumindest aber sein eigener Cyborg. War es schon zu Snuff-Zeiten kaum nachvollziehbar, auf wie vielen Labels die Band die wievielte Alternativversion ihrer Songs veröffentlichte, so wurde es mit ihrem Ende noch unüberschaubarer. Redmonds bediente in diversen Projekten Gitarre oder Schlagzeug. Mit Billy No Mates fand er einen neuen Katalysator für seine Songideen - und spielte live mit einer englischen und einer japanischen Version der Band doch wieder die alten Snuff-Klassiker. Nach Pot Kettle Black, Duncan's Divas und Wiesiealleheißen kommt nun ein weiteres Ablenkungsmanöver hinzu: "Bubble and squeak" versammelt Kollaborationen mit einer illustren Schar an Weggefährten. Und, nein: Es wurde nicht von 22 Redmonds-Klonen in einer einzigen erdumspannenden Session simultan eingespielt (Stadtradio Altötting übertrug weltexklusiv). "Collaborations 2004-2008" steht nüchtern auf dem Cover - verortbar ist das Projekt deshalb aber noch lange nicht.

"Bubble and squeak" funktioniert als typisches Redmonds-Werk. Ein Album, ebenso ver- wie zerschlagen. Was es dennoch im Innersten zusammenhält, ist das, was guter Punkrock immer haben sollte: Entschlossenheit. Egal ob Oi-, Street- oder typischer Snuff-Punk: Im Angesicht seiner Gästeliste entwickelt die Platte enorme Adhäsionskräfte. Leatherfaces Frankie Stubbs und die Oi-Parodisten Hard Skin spielen hierbei die Zeromonienmeister. Die vier beziehungsweise drei Stücke, denen sie Stimme und Instrumente leihen, sind sorgsam über das Album verteilt und geben ihm Konsistenz. Während Stubbs' Organ mit "Bushfire" Social Distortion auf dem Silbertablett serviert bekommt, gehören Stücke wie "Allotment No. 44" oder "Tea" nicht nur zum Besten aus Redmonds jüngerer Vergangenheit - sie erwecken zudem einen ganzen Stil wieder zum Leben: eben jenen Pop-Core, den Snuff in den 1980er Jahren gemeinsam mit Mega City Four, Descendents oder Ned's Atomic Dustbin erfunden haben.

Aus eben jener Zeit ist auch Simon Wells wieder an Bord. Bei "Scilacci" oder "Guilty" präsentiert er seine typisch schlierenden Gitarrenriffs, die mit Redmonds' Wick-Blau-Stimme, seinem druckvoll-manischen Schlagzeugspiel und mancher Bass-Triole groß aufgehen. Man spürt hier wieder eine innere Hetze, welche die großen Momente und Melodien beinahe überflügelt. Pop-Punk-Kracher wie "There goes "The Meninblack"" oder "Don't leave the planet without me" (mit herrlich pathetischem Gesang von Barrie Oldfield) werden dadurch enorm beweglich. Ihre Melancholie präsentiert sich aus Therapiezwecken ein paar Takte zu schnell. Und die Faust schlägt nur deshalb auf den Tisch, weil eh längst alles egal ist. Repräsentativ dafür ist mal wieder eine Cover-Version: Donavans "Catch the wind" wird hymnisch verLAUTbart - eine weitere klassische Geste in Redmonds' Repertoire, die Pylons Joe Maples stimmlich entsprechend abfeiert.

Erstaunlich, wie gut das jeweils aufgeht. Erstaunlich auch, wie Redmonds seine Schäfchen beisammenhält: Musiker aus mehreren Snuff-Formationen, die kompletten Guns N' Wankers und beide Billy-No-Mates-Inkarnationen wirken an "Bubble and squeak" mit. Von wegen "2004-2008": Das Album ist eine viel länger dauernde Zeitreise und klatscht Redmonds' Lebensbeichte mit seinem immensen Teamgeist ab. Man darf sich sicherlich jetzt schon auf die Dub-Mix-Box freuen, die alle Snareschläge auf dem zwölfsaitigen Banjo nachspielt und ausschließlich vom (bald) einzig bekannten Südpol-Mailorder vertrieben wird. Oder schlicht darüber, dass Redmonds in der Maßlosigkeit seiner Gästeliste das richtige Maß wieder gefunden hat.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Allotment No. 44
  • Guilty
  • Catch the wind
  • There goes "The Meninblack"
  • Don't leave the planet without me
  • Scilacci

Tracklist

  1. Allotment No. 44 (with Frankie Stubbs)
  2. Homosexual WWIII (with Jens Rachut)
  3. Guilty (with Simon Wells, Will Farley)
  4. Vultures tapping on a brain (with NoMeansNo)
  5. I got the fear (with Lee Murphy, Ian Murphy)
  6. La la la dickhead (with Fat Mike, Ken Yokoyama)
  7. That's bollocks mate (with Hard Skin)
  8. Bushfire (with Frankie Stubbs)
  9. Catch the wind (with Joe Maples, Billy No Mates UK)
  10. Might see you later (with Guns n' Wankers)
  11. There goes "The Meninblack" (with Loz Wong, Lee Erinmez)
  12. Blah blah
  13. Romford (with Hard Skin)
  14. Compulsion (with Simon Wells, Lee Farley)
  15. Sake bomb (with Billy No Mates Japan)
  16. Norman Hunter (with Simon Wells, Will Farley)
  17. Dreamlike (with Frankie Stubbs)
  18. Don't leave the planet without me (with Dickie Hammond, Baz Oldfield)
  19. Scilacci (with Simon Wells, Wes Wasley)
  20. Spooky (with Billy No Mates Japan)
  21. Working class smell (with Hard Skin)
  22. Tea (with Frankie Stubbs, Loz Wong, Wes Wasley)
Gesamtspielzeit: 56:46 min

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