One Fine Day - One Fine Day
Ferryhouse / WarnerVÖ: 20.03.2009
Rote Zahlen
Clevere Marketing-Strategien sind das A und O, wenn es darum geht, ein schlimmstenfalls schlechtes Produkt doch noch gut an den Mann zu bringen. Wie anders wäre es zu erklären, dass sich Madonna seit Jahrzehnten an der Spitze der Musikindustrie befindet? Dass dieses Thema nicht mehr nur eines von großen, bekannten Künstlern aus Übersee ist, beweisen One Fine Day. Diese erfanden im Vorfeld zur gleichnamigen ersten Singleauskopplung kurzerhand ein Verbrechen an "Emily", einem als vermisst gemeldeten Mädchen. Damit narrten sie nicht nur Konzertbesucher und Internet-User, sondern verärgerten Teile der Öffentlichkeit ob dieses etwas geschmacklosen Themas des viralen Marketings. Doch negative PR ist nunmal auch Berichterstattung. Der Name One Fine Day dürfte seitdem einem breiteren Publikum bekannt sein.
Die fünf Hamburger haben auf ihrem mittlerweile vierten Longplayer ein wenig an den bandeigenen Nuancen geschraubt. Über den durchweg US-amerikanischen Mix aus Rock, Punk und Pop wurden ein paar Tröpfchen Bombast gewässert. Der Opener "Eat your lies" versucht es gleich zu Beginn mit einer groß angedeuteten Synthesizer-Melodie, die jedoch umgehend wieder geschluckt wird. "Emily" ist ein Stückchen konsequenter und baut nicht nur auf einer solchen auf, sondern schickt auch noch ein Streicher-Arrangement mit auf die Reise in die musikalische Unbedeutsamkeit. Damit befinden sich die beiden Songs in bester Gesellschaft mit den restlichen, geradlinigeren Stücken des Albums. Hier und dort wird manchmal Hardrock angedeutet, oder eine Brian May-Gitarre erklingt in der Ferne. Wahre musikalische Wagnisse klingen natürlich anders. Einzig "The shadow" ragt mit seinen Klavierjazz-Einsprengseln und der luftigen Swing-Verspieltheit aus dem gut produzierten Einheitsbrei heraus und ist thematisch klarer Anwärter für den Titelsong des nächsten WiXXer-Filmes.
Kämen One Fine Day nicht aus Deutschland, sondern aus den Vereinigten Staaten, die Teenager von der Ost- bis zur Westküste würden ihnen wahrscheinlich zu Füßen liegen. Songs wie "Eat your lies" und "Modern messiah" brächten jegliche College-Party zum Kochen. So aber bleibt den Jungs nichts anderes übrig, als von Radiostation zu Radiostation gereicht zu werden, um sich den Lebensunterhalt zu erspielen. Die medial aufgebauschte Marketingstrategie war, betriebswirtschaftlich betrachtet, wohl die einzig vernünftige Entscheidung. Denn musikalisch ist "One fine day" in seinen besten Momenten lediglich mittelmäßig. Da braucht es schon eine gute Strategie, um so etwas hinreichend verkaufen zu können. Diesmal hat der leidlich durchdachte Masterplan jedoch noch nicht gezündet. Zum nächsten Album sollte sich besser ein erwiesener PR-Fachmann des Themas One Fine Day annehmen. Dann klappts auch mit der Kohle.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The shadow
Tracklist
- Eat your lies
- Jimmy's day
- Miracle
- Emily
- The shadow
- Wake up
- Sunset Drive (feat. Anne Kalstrup)
- Modern messiah
- Not enough
- Memories
- Showdown
- Notorious
Referenzen
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- One Fine Day - Jimmy's day (17 Beiträge / Letzter am 13.04.2009 - 12:10 Uhr)