Jem - Down to Earth

Dramatico / ATO / Rough Trade
VÖ: 06.03.2009
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Zappelphilipp

Jem ist ein Fernsehkind. Selbst wenn sie nie auch nur einen Knopf an der Fernbedienung gedrückt hat, so drückt ihr die Fernsehbranche doch eben diesen Knopf auf die Backe. "Grey's anatomy", "Desperate housewives", "Six feet under", "Sex and the city" und andere Serien und Sender nutzen Jems Musik für ihre Programmankündigung oder als Soundtrack. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis auch das neue Material aus "Down to Earth" medial verwurstet wird. An Vorschlägen dürfte es nicht mangeln. Die Plattentests.de-Redaktion leistet gerne Vorarbeit. ZAPP!

"Let's dance"-Tanzjuror Joachim Lambi freut sich diebig. Gerade hat Jem das Latin-Popstück "I want you to..." performt. Irgendein D-Klasse-Promi hat dazu voller Stolz und zum ersten Mal in seinem Leben unter Wirbelsäule gefährdenden Verrenkungen einen Tango auf das Parkett gelegt. Lambi zerrupft die Darbietung. Sowohl die der stampfenden Promis als auch die Performance von Jem. Ihr gesäuselter Vortrag heißer Zeilen wie "I want you to know me / I want you to touch me" versprüht das Feuer eines sibirischen Eisanglers. ZAPP! Cindy, 23 und stark übergewichtig, tänzelt über den Laufsteg, vorbei an Modelsucherin Heidi K. sowie an jedwedem Taktgefühl zum Sound von "Aciiid!". Sie wirkt genauso deplatziert wie Jem, die auf dem Acid-House-Beat unter anderem auf CSS "Let's make love and listen to death from above" zurückgreift, sich dabei aber so unwohl gefühlt haben muss wie Greenpeace-Mitarbeiter in einer Regenwaldrodungswalze. ZAPP!

Sat.1 entscheidet sich im FilmFilmFilm zu einer Wiederholung von Sister Act. Passenderweise parkt Jem in "Keep on walking" einen ganzen Gospel-Chor. ZAPP! Kai Pflaume schwankt noch. Für die neue Staffel von "Nur die Liebe zählt" fehlt noch tiefgehende Begleitmusik. "It's amazing" (bereits verwendet bei "Sex and the city") böte sich da an oder auch "You will make it". Beide arbeiten mit Piano und Streichern. "It's amazing" packt letztlich noch Chorgesang und einen Trompetenpart hinzu, "You will make it" entgegnet den südafrikanischen Gastsänger Vusi Mahlasela und ein integriertes Gedicht über das Ableben. Das ist selbst für Amor Pflaume beides zu emotional. Daher entscheidet er sich für das nichtssagende und triefende "Got it good": "In my heart I know we're here to grow / To love, to give, to learn, to live together." ZAPP!

Nun, liebe Fernsehbranche, für welchen der verbleibenden guten Songs entscheiden sie sich? Kandidat eins, der hippoppige Opener "Down to Earth", der aufgrund seines Herzklopfens zu Beginn sowohl in "Emergency room" als auch durch seinen sorgenden Text über Umweltprobleme und Weltmiseren beim RTL-Spendenmarathon eingesetzt werden könnte? Oder vielleicht für Kandidat Nummer zwei, das funkige Banjo in "Crazy", das selbst Inka Bause die absolut absurd-albernen Alliterationen austreibt? Oder ist es doch Kandidat drei, das gelungene Softpopstück "On top of the world", bei dem Jörg Kachelmann die Hyperaktivität vor der Wetterkarte für eine Sekunde verlorengeht. In jedem Fall ist Jem ihr Herzblatt - Gott stand us by.

(Stephan Müller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Down to Earth
  • Crazy
  • On top of the world

Tracklist

  1. Down to Earth
  2. Crazy
  3. I want you to...
  4. It's amazing
  5. Keep on walking
  6. You will make it (feat. Vusi Mahlasela)
  7. I always knew
  8. Got it good
  9. Aciiid!
  10. How would you like it
  11. And so I pray
  12. On top of the world
Gesamtspielzeit: 48:22 min

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