Polar Bear Club - Sometimes things just disappear
Bridge Nine / SoulfoodVÖ: 13.02.2009
Gekommen um zu bleiben
Platten und Songs kommen und gehen wie Lebensabschnitte. Sie stellen sich vor und erkundigen sich, ob neben einem vielleicht noch ein Plätzchen frei ist. Manchmal erscheinen sie unsympathisch, und man schickt sie dahin zurück, wo sie hergekommen sind. Nach Timbuktu vielleicht. Oder woanders hin. Manchmal lädt man sie als Wegbegleiter ein, sei es auch nur für eine langweilige Autofahrt, während der das Radio auf Hunderteins-Komma-Irgendwas steht. Manchmal jedoch sind sie gekommen, um zu bleiben. Songs, Zitate, Melodien - einen Sommer, ein Jahr, vielleicht ein Leben lang. Polar Bear Clubs "Sometimes things just disapear" ist eine Platte, die manch einer vielleicht noch auf seiner eigenen Beerdigung pfeifen mag, während ein anderer wiederum sie womöglich gleich verjagen möchte. Nach woanders hin. Oder nach Timbuktu. Nicht wichtig. Bloß: Um zu verstehen, wie dieses Album tickt, muss man sich des alten Zaubers bewusst sein. Dass Musik manchmal bleibt. The soundtrack of our lives.
Wer dieses Stück Musik hier das erste Mal in den Händen hält, dem wird nichts auffallen, das sonderlich bemerkenswert wäre: Vierzig Minuten, zehn Songs, fünf Typen, eine Punkrockplatte - alles wie immer, alles wie schon tausendmal gehabt. Erst wer genauer hinschaut und hinhört, wird sie erkennen. Männer, die Vollbart statt Pomade tragen. Saitenbretter, die grimmig beackert statt virtuos gespielt werden. Raucherstimmen, die sich mit der Inbrunst der Überzeugung heiser singen, obwohl sie bei Bohlen nicht mal mit 90-60-90 eine Chance auf den Re-Call hätten. Und eine Platte, die trotz dieser bärbeißigen Komponenten runtergeht wie Öl. Eine, die dabei mitunter so eingängig geraten ist, dass sich mit ihr eine Werbepause mit Jingles füllen ließe. Eine, die zuckersüß ist, obwohl sie das eigentlich nie sein dürfte: Dieses Gegröle. Dieser Lärm.
Aber noch vor allem anderen ist "Sometimes things just disappear" ein Fenster in eine andere Welt, in eine längst vergangene Zeit. Polar Bear Club spielen Songs wie "Hollow place" und "Eat dinner, bury the dog and run" mit all ihren kleinen Wendungen, Zickigkeiten und Widerhaken - und trotzdem singt man irgendwann mit. Man schließt die Augen. Dann ist plötzlich wieder 1996. Niemand denkt unwillkürlich an StudiVZ-Profile, Dresscodes oder verstopfte Warteschlangen voller 13-jähriger Mädchen mit schwarz gefärbten Haaren, wenn jemand das Wort "Emo" sagt. Es ist heiß. Im Kassettenrekorder laufen Hot Water Music. Dann Samiam. Dann Dag Nasty. Der Rest ist Grinsen. Und Mitgrölen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Eat dinner, bury the dog and run
- Hollow place
Tracklist
- Eat dinner, bury the dog and run
- Hollow place
- Bug parade
- Another night in the rock
- Burned out in a jar
- As 'twere the mirror
- Tried
- Our ballads
- Heart attack at thirty
- Convinced I'm wrong
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bebbo
2011-07-24 13:00:59
ah ok, danke!
PolarBär
2011-07-24 12:44:19
Das war auf der "The redder, the better" EP!
bebbo
2011-07-24 12:31:31
ist "most miserable life" ne b-seite? phantastisch, aber net auf der platte vertreten..
Knut
2010-05-25 21:46:27
Hab gerade das Video zu Living Saints gesehen, finds echt sehenswert.
http://vimeo.com/11302704
absence.of.truth
2009-09-22 16:43:16
Ich muss sagen, die neue Platte ist ganz großer Sport. Vielleicht ist das ja nur die Euphorie bei den ersten paar Durchläufen, aber ich find's gerade einfach nur geil.
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