Scouting For Girls - Scouting For Girls

Columbia / Sony BMG
VÖ: 06.02.2009
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Sag mir, wo die Mädchen sind

"A scout smiles and whistles under all difficulties." So steht es in Robert Baden-Powells "Scouting for boys", dem Standardwerk der Pfadfinder-Bewegung. Kollabierte Zelte und verkohltes Stockbrot sind gewiss ärgerliche Widrigkeiten, aber im Grunde gibt es für den Pfadfinder nur eine echte Katastrophe: Feuer, das nicht lodern will, weil der Funke gar nicht erst überspringt. Im Freien und bei Frauen. Roy, Greg und Peter können nicht nur ein Lied davon singen, sondern gleich zehn - plus Hidden Track. Die 2005 gegründete Meute aus dem Londoner Vorort Ruislip hat zudem ein paar Schwierigkeiten mit Damen, die das Allzeit-bereit-Prinzip offenbar nicht ganz verinnerlicht haben und dann auch noch partout nicht kapieren wollen, dass Pfadfinder-Halstücher eigentlich erst in Kombination mit zu verbergenden Knutschflecken richtig Sinn machen.

Alles andere stellen Scouting For Girls jedoch außerordentlich offen zur Schau - insbesondere ihre sensationelle lyrische Schlichtheit ("She's pretty / A fittie / She's got a boyfriend / And that's a pity") und ihr Faible für ausgetrampelte musikalische Wege, irgendwo zwischen kurz angebundenem Piano-Pop und hormongesteuertem Jugendserien-Soundtrack. Wer hätte gedacht, dass man Pfadfinden zunächst so fad finden kann? Und wer hätte gedacht, dass der eine oder andere dieser Songs trotzdem ganz lässig seine Isomatte im Gehörgang ausrollt? Allen voran "Elvis ain't dead", eine äußerst fluffige Hymne auf die unrealistischen Happy-End-Hoffnungen eines Verlassenen, dem man es noch nicht einmal übel nehmen möchte, dass er schamlos bei "God only knows" klaut. Man muss eben auch mal ein Ohr zudrücken. Jeden Tag eine gute Tat.

Im Vereinigten Königreich haben Scouting For Girls mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum längst Doppel-Platin-Status erreicht - und sind vom NME zur "Worst Band of 2008" gekürt worden. Beides natürlich maßlos übertrieben. Sind doch bloß drei Jungs, die das Abenteuer in der Gruppe suchen und die alte Pfadfinder-Methode Learning by Doing beherzigt haben. Nächstes Mal wissen sie dann vielleicht auch, dass man ein Stück, das "Heartbeat" heißt, nicht unbedingt mit synthetischem Herzklopfen eröffnen sollte. Und dass eine Akkordfolge nicht vorhersehbar sein muss, um im Gedächtnis zu bleiben - aber es hilft durchaus: "I'm not over you" und "I wish I was James Bond" wird man nämlich so schnell nicht wieder los. The reviewer smiles and whistles under all difficulties.

(Ina Simone Mautz)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Elvis ain't dead
  • I'm not over you
  • I wish I was James Bond

Tracklist

  1. Keep on walking
  2. She's so lovely
  3. It's not about you
  4. The airplane song
  5. Heartbeat
  6. Elvis ain't dead
  7. I'm not over you
  8. I need a holiday
  9. The mountains of Navaho
  10. I wish I was James Bond
Gesamtspielzeit: 39:49 min

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