Maroon 5 - Call and response: The remix album
A&M / Octone / UniversalVÖ: 30.01.2009
Perspektiven
Allwissenheit hat man im Deutschunterricht und der Literaturkritik den auktorialen Erzählern zugeschrieben. Eine großes Attribut, was wohl niemand in der Realität zu besitzen behauptet. So kann man nur mutmaßen, welche Intentionen und Reaktion die verschiedenen Instanzen der Künstler-Käufer Beziehung bei "Call and response: The remix album" hegen.
Die Band:
- liefert die Songs in ihrer Ursprungsversion, hat Null (in Zahlen: 0) Arbeit und bekommt trotzdem Geld
- sagt, dass unter den Remixern "ein paar unserer Lieblingskünstler" sind, ein paar andere gehören wohl nicht dazu
Die Remixer:
- finden Maroon 5 teilweise nicht so übel und/oder reißen ihre Arbeit routiniert runter
- bekommen ihr Geldkonto hübsch aufgefüllt - unabhängig jedweder Plattenverkäufe
Die Plattenfirma:
- bringt überflüssigerweise gleich vier Songs doppelt auf das Album ("If I never see your face again", "Wake up call", "This love", Little of your time")
- findet die Remixe fast so gut wie die Idee
- hofft tatsächlich, damit Maroon 5 auch Nicht-Hörern zugänglich zu machen (nebenbei erwähnt: vergeblich)
- glaubt, dass Fans eh alles kaufen
Die Fans:
- kaufen eh alles
Die Otto-Normalverbraucher:
- hören, wie selbst namhafte Künstler und Remixer enttäuschen. Etwa Pharrell Williams, der seit geraumer Zeit gen Mittelmaß dümpelt und die Serie mit seiner Neptunes- und Synthie-Sound-getränkten Version von "She will be loved" gnadenlos fortsetzt
- hören, wie "Wake up call" durch David Banner den Groove einer Rheumasalbe bekommt und auch der Versuch, den Song in den letzten dreißig Sekunden explodieren zu lassen, als solcher versandet
- hören, wie The Cool Kids zwar den coolsten Beat auf "Call and response" liefern, letztlich aber das gute Original von "Harder to breathe" nicht erreichen
- hören, wie "This love" à la C. "Tricky" Stewart so tricky ist wie "Fang den Hut": Adam Levins Stimme hallig losgelöst vom Songgerüst mit Breakbeats unterfüttert gepaart mit "Ey"s im Hintergrund
- hören, wie Tiësto an seiner Progressive-House-Version von "Not falling apart" seinen Remixen für Skin, Kane und Delirium vergeblich nacheifert
- hören aber auch, wie der Ohrwurm "Little of your time" bei Bloodshy & Avant durch den Game-Boy gejagt wird und als clubbiger Synthiepop dasteht, während wenige Sekunden später Of Montreal den gleichen Song in Tempo und Struktur zerpflücken und zum Album-Highlight zusammenpuzzeln
- hören aber auch, wie Mark Ronson unter Mithilfe von Mary J. Blige, einem Klavier und ohne (!) Bläser "Wake up call" angenehm neu arrangiert
- hören aber auch, wie ?uestlove von The Roots "Sunday morning" überwiegend unberührt lässt und fast ausschließlich ein Piano-Thema einbaut und wie Just Blaze mit dezenteren Keyboard-Flächen einen noch gelungeneren Remix von "Makes me wonder" abgeliefert hat
Nach 75 Minuten Suggestion kehrt man zurück in die Welt des gefährlichen Halbwissens mit der Erkenntnis, dass Maroon 5 kein schlechtes Album veröffentlicht wurde. Wohl aber ein überflüssiges.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Wake up call (Mark Ronson)
- Little of your time (Bloodshy & Avant)
- Little of your time (Of Montreal)
Tracklist
- If I never see your face again (feat. Cross) (Swizz Beats)
- Wake up call (feat. Mary J. Blige) (Mark Ronson)
- Sunday morning (Questlove)
- Makes me wonder (Just Blaze)
- This love (C. "Tricky" Stewart)
- She will be loved (Pharrell Williams)
- Shiver (DJ Quik)
- Wake up call (feat. David Banner) David Banner
- Harder to breathe (feat. The Cool Kids) The Cool Kids
- Little of your time (Bloodshy and Avant)
- Little of your time (Of Montreal)
- Goodnight goodnight (Deerhoof)
- Not falling apart (Tiesto)
- Better that we break (Ali Shaheed Muhammad & Doc)
- Secret (Premier 5 Remix) (DJ Premier)
- Woman (Sam Farrar)
- This love (Cut Copy Galactic Beach House Mix) (Cut Copy)
- If I never see your face again (feat. Rihanna) (Paul Oakenfold)
Referenzen
Spotify
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