Grand Duchy - Petits fours

Cooking Vinyl / Indigo
VÖ: 13.02.2009
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Adel vergiftet

Zum Glück ist dies hier kein Sensations-Portal wie Entertainment Weekly, bild.de oder RP-Online. Sonst müssten wir angesichts der Nachrichtenlage - Frank Black Francis (Unzutreffendes bitte streichen) hat eine neue Band - glatt eine Klickstrecke machen: mit Bildern von Black Francis mit den Pixies, Frank Black ohne die Pixies, Black Francis mit Haaren, Frank Black ohne Haare, Black Francis mit Violet Clark, Violet Clark in Unterwäsche, Violet Clark ohne Unterwäsche und so weiter. Spontan würden wir uns über die in die Höhe schnellenden Klicks wuschig freuen und über die toll inszenierte Aktion ganz vergessen, dass es einmal eine Nachricht mit Nachrichtenwert gab. Und das war sicherlich nicht der Umstand, dass sich nicht nur der Bandname, sondern auch ein Songtitel auf das Großherzogtum Luxemburg beziehen.

Schreiben wir also einfach nur die interessanten Fakten auf, wie es sich für ein seriöses, semi-professionelles Webzine gehört: Grand Duchy sind Charles Michael Kittridge Thompson IV und seine Ehefrau Violet Clark. Somit kann sich Black (Vor- und/oder Nachnamen bitte ergänzen) endlich wieder in einer Band mit einer Frau herum zanken. Nach einer ersten gemeinsamen Aufnahmesession, die das entspannte "Fort Wayne" zu Tage brachte, flogen mehrfach Gegenstände durchs Studio. Niemand wurde verletzt, nach zwei Jahren war das Debütalbum fertig. Und: Noch nie klang Musik, an der der ehemalige Ex-Pixies-Kopf maßgeblich beteiligt, dermaßen nach den verhassten achtziger Jahren wie die auf "Petits fours".

Wobei man immer daran denken muss, dass auch die Pixies mit ihrem wunderbar umgesetzten Plan, die damalige Klangkultur zu unterwandern, zu eben diesen Achtzigern gehören. Somit ist die Aussage, dass der krähende Stiernacken seit dem verkündeten Ende der Pixies noch mit keinem neuen Studiomaterial derart nah dran am Schaffen der Alternative-Rock-Mitbegründer war, kein Widerspruch. Der Bass aus "Break the angels" ist eigentlich nur ein mit zeitgemäßer Kompression aufgehübschter Klon von Kim Deals "Gigantic"-Basslinie. Auch das Krakeelen im bissigen Verführer "Black suit" sabotiert den Pop auf vertraute Weise. Gleich von der längst fälligen Fortsetzung von "Trompe le monde" zu sprechen, wäre trotzdem eine Übertreibung. Der angenehm zerschossene Indie-Pop von Grand Duchy macht nämlich auch dann Spaß, wenn man keine Fußnoten und Querverbindungen zu den Pixies sucht (oder findet).

Die kostengünstigen Beats von "The long song" oder flirrenden New-Wave-Synths aus "Emersinde" hätte es damals nämlich genauso wenig gegeben wie die paritätische Aufteilung der Songs. Fair wechseln sich Clarks süßliches Flöten und Blacks Knurren ab. Auf den von Sägezahn-Klängen beschossenen Rumpler "Come on over to my house" folgt die piepsig-fröhliche Single "Lovesick", in "Seeing stars" necken Blacks übersteuerte Gitarren Clarks verträumten Gesang, und mitunter teilen sich die Lebensabschnittspartner friedlich das Mikrophon. Wie oft sie eben dieses als Wurfgeschoss benutzt haben, weil ihre gegensätzlichen musikalischen Ansprüche mal wieder für Gereiztheit gesorgt haben, ist nicht überliefert. Vielleicht ist aber genau solche Spannung notwendig, damit sich Francis dermaßen nah an den Pop herantraut und den Harmonien trotzdem die nötigen Löcher verpasst.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Lovesick
  • Black suit
  • Break the angels
  • Emersinde

Tracklist

  1. Come on over to my house
  2. Lovesick
  3. Fort Wayne
  4. Seeing stars
  5. Black suit
  6. The long song
  7. Break the angels
  8. Ermesinde
  9. Volcano!
Gesamtspielzeit: 37:22 min

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