Bad Religion - The new America

Epic
VÖ: 09.05.2000
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Ganz die Alten

Was ist eigentlich Punkrock? Drei Akkorde, eine Menge Bier und blaue Flecken. Daß gelegentlich Spaß und das gewisse Quentchen Rebellion dazu gehören, ist wohl auch jedem klar. Mit Bad Religion meldet sich nun eine Institution des Punkrock zurück und zeigt erneut, daß man auch anspruchsvolle Botschaften in Ooohs und Aaahs verpacken kann. Da Greg Graffin, das Sprachrohr der Band, demnächst seinen Doktor ablegt, braucht man manchmal ein Lexikon (http:/members.home.net/ericlega/lexicon.htm) zum Verständnis seiner Texte. Dennoch war und ist die Musik der Band auch im zwanzigsten Jahr ihres Bestehens keineswegs kopflastig. Die Drums galoppieren, die Gitarren tirilieren und die Chöre jubilieren immer noch, wenn auch meist nicht mehr so ungestüm wie zu Zeiten von "Suffer" oder "No control".

Von einem neuen Amerika will man uns hier singen. Bad Religion wollen also immer noch die Welt verbessern. Songs wie "You've got a chance", "It's a long way to the promised land", "There will be a way" und natürlich das Titelstück zeugen davon. Bad Religion rebellieren allerdings als seit Jahren im Musikbusiness etablierte Band. Vielleicht hat sich deshalb eine gewisse Melancholie breit gemacht, die vor allem im wunderschönen "Whisper in time", so etwas wie Bad Religions "Dust in the wind", durchkommt. Daß Philosoph Graffin seit dem Weggang von Brett Gurewitz die Songs alleine schreibt, mag auch einen gewissen Teil dazu beigetragen haben. Mr. Brett, der Chef von Epitaph Records, ist allerdings für einen Song sozusagen heimgekehrt. Eine weitere Zusammenarbeit sei nicht ausgeschlossen, heißt es. "Believe it" jedenfalls ist eine typische Hymne und führt Bad Religion ins neue Millennium - was immer das auch sein mag. Dort warten neben hoffnungslosen Hausfrauen und nimmermüden Leidenschaften auch die Auswüchse der Generation @. "I love my computer" heißt es hier, denn dieser macht Liebe per Mausklick möglich. Ob dies jedoch so das Wahre sein kann, scheint Graffin zumindest fraglich. "Just a click and you will go away". Die Technik macht's möglich. Und man höre und staune, hier benutzt das Punk-Urgestein sogar Samples.

Das Presseinfo will uns denn auch weismachen, der Fünfer aus Los Angeles hätte "innovative musikalische Ideen eingesetzt, die schwer in wörtliche Beschreibungen zu fassen sind". Diese muß man jedoch mit der Lupe suchen. Was ist denn so schlimm daran, daß eine Band ihren Stil gefunden hat und diesen konsequent durchzieht? Die Ramones hatten schließlich auch nicht viel mehr als "Gabba gabba hey" zu bieten. Ab einem gewissen Status ist es eben Kult und (fast) unangreifbar. Bad Religion folgen dem Weg, den sie spätestens seit "The gray race" beschritten haben. Die eingängigen Melodien, flotten Rhythmen und bratzigen, wenn auch unaufdringlichen Gitarren werden Fans der letzten vier regulären Alben ins Ohr gehen. Einen spontanen Hit wie "American Jesus", "Punk rock song" oder "21st century (digital boy)" sucht man hier aber leider vergeblich. Vielleicht ist allzu viel Melodieseligkeit doch nicht die Antwort. Um "The new America" als ein reifes Alterswerk zu bezeichnen, klingt die von Todd Rundgren (New York Dolls, Patti Smith, Meat Loaf) produzierte Scheibe nämlich doch eine Spur zu glatt und zu routiniert. Vielleicht beim nächsten Mal...

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Whisper in time
  • Believe it
  • I love my computer

Tracklist

  1. You've got a chance
  2. It's a long way to the promise land
  3. A world without melody
  4. New America
  5. 1000 memories
  6. A streetkid named desire
  7. Whisper in time
  8. believe it
  9. I love my computer
  10. The hopeless housewife
  11. There will be a way
  12. Let it burn
  13. Don't sell me short
Gesamtspielzeit: 40:11 min

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