Montag - Montag

Tapete / Indigo
VÖ: 30.01.2009
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Verlängertes Wochenende

Deutsche Indie-Bands können derzeit wohl nicht ohne Bombast. Erst stürmen Polarkreis 18 die Charts mit Pauken und Trompeten, dann beten auch Klez.E das Orchester an. Da wollten Montag nicht hinten anstehen und haben die störende Klammer in ihrem Bandnamen gegen ein paar schicke Arrangements eingetauscht. Julian Friedrich und Dominik Pobot mussten sich zwar auch einen neuen Schlagzeuger besorgen, aber für Streicher, Hall und viel Gefühl reichte das Budget noch dicke aus.

Friedrich hatte schließlich viel vor. Nach dem unentschlossenen "Sender", das sich zwischen Funkrock und Sentiment nicht entscheiden wollte, sollte "Montag" ein Statement werden. Drei Jahre lang skizzierte er Melodien und Texte, verarbeitete Trennungsschmerz und Orientierungslosigkeit und fand schließlich die Musik, die ihm wieder Halt gab. Und direkt "Part 1", der klavierbefeuerte Opener des Montag-Drittlings, durchlebt das Zerreißen einer Beziehung noch einmal: "Lass sie los / Lass sie los / Lass sie los." Doch die Frau, um die es geht, wird ganz anders angesprochen als erwartet: "Lass die Finger von meinen CDs." Hier geht es um Selbstbehauptung gemäß dem Popverständnis eines Nick Hornby.

Ein gedämpftes Rumpeln liegt über den lauteren Momenten des Albums. "Heute ist Montag" hat trockenen Groove und verkiffte Backingvocals, "Part 2" stürzt sich mit quietschenden Synthesizern in die neue Liebe, dass auch die grellen Lichter der "Großstadt" keine Angst mehr verbreiten. Oder nur noch ein wenig: "Ich will die Großstadt sehn / Ich lauf los und bleib stehen." Die Musik folgt dem Zaudern, aber sie verzagt nicht, sondern wächst daran. Wie Udo Jürgens' "1000 Jahre sind ein Tag", das als Single zusätzliche Fragezeichen bekommt und in zärtlichem Jazz zerfällt.

Noch stärker sind also, wie bei Montag schon gewohnt, die leisen Momente, die gelegentlichen Ausbruch andeuten, aber nie forcieren. "Was wir sagen" äußert sich von der Meta-Ebene über Kommunikation und ist doch ganz nah bei der eigenen Menschlichkeit: "So schweig ich mich an Dich / Mit Sprachschatten auf meinen Lippen." "Ruinen" schlendert schon wieder durch sanftes Ungemach, "Nachtfahrt" mäandert acht Minuten lang durchs Dunkel, und zuletzt schließt "Part 3" mit einer weiteren Reflektion über das Liebesleben den Bogen. "Come on, survive", beschwört Friedrich dort zu weichen Geigen, noch weicherem Klavier und einem Hauch Banjo. Einen guten Freund? Den Zuhörer? Sich selbst? Am Ende kommt alles zusammen. Wer jetzt immer noch mit dem Kitsch-Vorwurf ankommen möchte, darf sich diesen einrahmen und zu Hause an die Wand hängen.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Part 1
  • Was wir sagen
  • Ruinen
  • Nachtfahrt

Tracklist

  1. Part 1
  2. Heute ist Montag
  3. Sommernacht
  4. Was wir sagen
  5. Tausend Jahre sind ein Tag
  6. Part 2
  7. Großstadt
  8. Ruinen
  9. Nachtfahrt
  10. Morgens
  11. Part 3
Gesamtspielzeit: 53:54 min

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