The Phantom Band - Checkmate savage

Chemikal Underground / Rough Trade
VÖ: 13.02.2009
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Die Alltagsfliegen

Der Seelenzustand einer Generation gerät ins Wanken. Wie damals beim Folk, als Bob Dylan die Elektrische auspackte. "Es war zu perfekt. Es würde Scheiße regnen." In Zeiten wie diesen muss das Selbst den Kopf aus der Schlinge ziehen und dennoch Präsenz zeigen. Es muss sich als Phantom stilisieren. So etwa wie die Phantom Band aus Glasgow. Die ihre Gesichter hinter Ritterrüstungen versteckt und dennoch ihre Worte in die Waagschale wirft. "Checkmate savage" ist das Zugeständnis von Menschen, die privat in Anwaltskanzleien herumlungern und ihre Interessen dem Aufruhr verschreiben.

Pop heißt die Devise. Mit allerlei Soundschmierereien, kauzigen Rhythmusattraktionen und jeder Menge Melodien zum Hetzen. Die Paten heißen Neu!, Joy Division und The Beta Band. Manche nannten das vor 30 Jahren noch Krautrock und stilisierten sich zu Maschinen, nur um dem Individuum die Determinierung des eigenen Willens zu verdeutlichen und um den Kampf mit den Grenzen des Alltags aufzunehmen. The Phantom Band stehen in selbiger Tradition und kauzen sich was zurecht, auf dass ein wahres Fest der Nerdigkeit entsteht.

Die "Burial sounds" errechnen sich so als hypnotischer Verfall eines raubeinigen Riffs, das sich durch die Unwegsamkeiten einer Rhythmusverschiebung quält, einen irren Chor heraufbeschwört und nach missglückter Akupunktur klingt. Fiese Nadelstiche in ein intaktes Nervensystem. Dass das folgende "Folk song oblivion" dann als Imitation des Magic-Numbers-Hits "Forever lost" erscheint und sich im Laufe seiner Entwicklung in den melodischen Suizid stürzt, destilliert die Essenz der musikalischen Finessen der Schotten: Nur in der Zerstörung liegt die Kraft zur Verbesserung.

Die knappe erste Stunde Musik der Phantom Band rauscht vorbei, birgt Ungeheuerlichkeiten, weiß von selbst gebastelten Instrumenten zu zehren und zieht den Hörer ins Ungewisse. Kaum sind die tollen Melodien im Körper angelangt, kommt die Dekonstruktion. Ein musikalischer Kampf ums Überleben, der in all den neun Songs kein einziges Happy End zu verzeichnen hat. Die Phantom Band ist ein Zusammentreffen lauter Irrer, sobald sie ihre Körper an Musik reiben. Was der Alltag bringt, steht auf einem ganz anderen Blatt geschrieben.

(Christian Preußer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Folk song oblivion
  • Crocodile
  • Halfhound

Tracklist

  1. The howling
  2. Burial sound
  3. Folk song oblivion
  4. Crocodile
  5. Halfhound
  6. Left hand wave
  7. Island
  8. Throwing bones
  9. The whole is on my side
Gesamtspielzeit: 54:59 min

Im Forum kommentieren

bee

2011-04-15 21:28:15

mal wieder rausgekramt - tolle Platte!

ZickZack

2010-09-20 19:44:59

Neues Album kommt im Oktober und heisst The Wants

qwertz

2010-01-29 20:08:31

Schön! Tolles Album.

bee

2010-01-29 20:02:33

die haben ja echt Ahnung (wer hätt's gedacht) ,-)

oh!

2010-01-29 19:18:42


http://www.tagesspiegel.de/kultur/pop/Soundcheck-Award;art971,3015658

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