Nihiling - M[e]iosis

Abandon / New Music
VÖ: 23.01.2009
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Die Kellerkinder

Es gibt Musik, bei der man sich problemlos vorstellen kann, dass sie in irgendwelchen Proberäumen und -kellern entstanden ist. Handgemacht von Schüler- oder Studentenbands. In der Hitze des Augenblicks. Und es gibt Musik, wie zum Beispiel Post- und vor allem Prog-Rock, die verströmt den Geruch der Erfahrung. Da müssen gefühlt drei Dekaden Gitarrenunterricht und erlebte Musikgeschichte sowie idealerweise noch ein Mathematikstudium ins Land gezogen sein, bevor solche Klänge entstehen können, ohne dass sie sich dabei selber lächerlich machen. Um so verwunderlicher ist es, dass sich nun vier junge Hamburger, alle Anfang zwanzig, anschicken, den eigenen Probierkeller musikalisch in Schutt uns Asche zu legen. Als Tatwerkzeug gilt ihnen ihre groß geratene und sensationell reife Debütplatte "M[e]iosis".

Es ist fast unmöglich, einzelne Elemente aus diesem ungeheuer dicht durchkomponierten Album herauszuheben. Freiwillig lässt sich "M[e]iosis" von Oceansize, Tool und Aereogramme in die Mangel nehmen, doch findet immer wieder ein kleines Schlupfloch in den Maschen, um möglichen Plagiatsvorwürfen zu entgehen. Der überlebensgroße Song "Machination" gniedelt sich zunächst minutenlang durch eine träumerische, fast schon romantische Welt. Und zerfetzt sich selbst in einem Urknall, wenn man es schon fast nicht mehr für möglich gehalten hätte. Die restlichen Stücke des Albums fügen sich. Mal als kurzes, zweiminütiges Intermezzo "Holworld". Mal als epischer Neunminüter "A flight over an arctic mountain ridge", dessen fast schon poppige Leichtigkeit nicht zuletzt durch die sanft galoppierenden Drums stilvoll inszensiert wird.

Dieses ständige Auf und Ab findet sich nicht nur in der Mikrowelt jedes einzelnen Songs. Nihiling spannen einen riesigen Melodie- und Spannungsbogen über das gesamte Album. Von den ersten tapsigen Drohungen des sich ankündigenden Gewitters im Opener "Unpatient" über das bollernde Progessive-Metal-Brett "Diaphonous gate" bis hin zum treibend-schwebenden Sirenengeheul von "Captives" breitet sich eine große, emotionale Landschaft aus, die im Grunde am Stück betracht werden muss, damit man versteht, was da alles passiert. Ein Ort ist schöner und zugleich furchterregender als der nächste.

Die letzten beiden Songs auf "M[e]iosis" täuschen geschickt vor, ein minutenlanges Outro einzuläuten. Der dichte Sound entfernt sich in unbekannte Sphären, in denen solche Seltsamkeiten wie Noiseattacken nurmehr im Hörensagen existieren. Kurz vor Schluss, in den letzten Zügen des treffend formulierten "Not even close to your understanding of...", erhebt sich Nihlings Soundkorsett erneut und explodiert in einem letzten Aufbäumen und Zucken. Nur, um sich danach endgültig in eine andere Welt zu verabschieden. Where no man has gone before. Kaum vorstellbar, dass so etwas vor wenigen Jahren in irgendeinem ranzigen Keller in Hamburg angefangen haben muss.

(Kai Wehmeier)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Nascent
  • Cataract
  • Machination
  • A flight over an arctic mountain ridge

Tracklist

  1. Unpatient
  2. Mothgate
  3. Nascent
  4. Cataract
  5. The world ends with me
  6. Diaphanous gate
  7. Machination
  8. Holworld
  9. Captives
  10. A flight over an arctic mountain ridge
  11. Not even close to your understanding of...
Gesamtspielzeit: 62:46 min

Im Forum kommentieren

Oceantoolhead

2020-01-05 16:32:28

Schade, hab grade mal aus interesse nachgeschaut. Eustacia haben ihre Webside runtergenommen und damit ist auch das Album nicht mehr zu haben. Echt Schade.

noise

2019-12-07 11:43:20

Sehe es so wie "Machina". Eine Weiterentwicklung fand zwar statt, nur leider in eine Richtung die mir gar nicht zusagt. Was ich von denen nach ihrem Debut gehört habe fand ich ziemlich uninteressant.
Die Combo bleibt wohl ein "One Album Wonder".

Oceantoolhead

2019-12-06 21:08:44

Wenn es nicht mehr zufinden sein sollte kann ichs dir bestimmt auch irgendwie schicken .

The MACHINA of God

2019-12-06 18:15:33

Das Debut sehr vielversprechend, aber danach keine Weiterentwicklung mehr.

Also ich finde schon, dass sie sich danach entwickelt haben. Nur eben in eine mir gar nicht gefallende Richtung. Das klang alles nur noch irgendwie egal.

Ich werd mal in Eustecia reinhören. Danke.

Oceantoolhead

2019-12-06 15:04:33

Jup ich kenne die. Habe meine Meinung aber nach wie vor nicht geändert. Das Debut sehr vielversprechend, aber danach keine Weiterentwicklung mehr.

Machina kennst du eigentlich Eustacia?
Die haben glaub ich nur ein Album gemacht, was auch nur schlicht Demo hieß. Konnte man sich für lau auf deren Webside saugen. Vom Sound her sehr zwischen Oceansize /Isis und eben Nihiling. Schau mal ob dus findest, gefällt dir bestimmt.

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