Nickel Eye - The time of the assassins
Ada Global / Rough TradeVÖ: 30.01.2009
Der böse Zwilling
Aller guten Dinge sind bekanntlich drei, und wenn eine Band gerade auf unbestimmte Zeit pausiert, muss das für die jeweiligen Mitglieder kein Hinderungsgrund sein, ihr eigenes Material zu veröffentlichen. Ganz besonders betrifft das derzeit The Strokes, die sich irgendwann nach ihrem dritten Album "First impressions of Earth" in den Urlaub verzogen haben und seither nicht mehr als Ganzes in Erscheinung traten. Nachdem also schon Gitarrist Albert Hammond, Jr. und auch Drummer Fabrizio Moretti in Form seines Nebenprojekts Little Joy die Solopfade beschritten haben, nutzt nun Bassist Nikolai Fraiture seine Chance und tauscht seine komplette Identität einfach aus. Aus Nikolai wird Nickel Eye, statt Bass nimmt er die Gitarre zur Hand und aus Garagenrock wird eine Mischung aus Leonard-Cohen-inspiriertem Folk und Rock. Das Problem: Fraiture stellte sich bei seinem Versuch, aus der schattigen Ecke eines jeden Bassisten zu treten, ein Mikrofon vor den Mund.
Was bei Strokes-Sänger Julian Casablancas schnodderig-cool klingt, wirkt bei Nickel Eye gewollt und nicht gekonnt. Fraitures schwerfälliger und schleppender Gesang zieht sich durch das Album, das die britische Gruppe South als Backing Band und neben Regina Spektor auch Yeah-Yeah-Yeahs-Gitarrist Nick Zinner in der Hinterhand hat. Da ist etwa ein Song wie "Back from exile", der allein von der Melodie her ein ganz großer hätte werden könnten - Fraitures fade und eintönige Stimme jedoch bestärkt nicht den Drang, die Lautstärke aufzudrehen, sondern den nächsten Song anzuspielen. Da stellt sich schon die Frage, warum es nicht immer so funktionieren kann wie auf dem Reggae-angehauchten "Brandy of the damned", bei dem der Sänger sich durch eintönige Strophen schlängelt, im Refrain jedoch stimmliche Höhen erreicht, die man ihm kaum zugetraut hätte. "You and everyone else" auf der anderen Seite lässt einmal mehr verwundern, warum sich die Strokes so viel Zeit lassen mit einem vierten Album, wenn sich die einzelnen Mitglieder - leider nur jeder für sich - ohnehin schwer vom Sound ihrer Stammband trennen können. Zwar ruhiger, als man es sonst gewohnt ist, erinnert gerade dieser Song doch an vergangene Zeiten, als Julian Casablancas noch den Ton angab.
Bei "Where the cold wind blows" gibt sich Regina Spektor am Klavier die Ehre, und während Fraiture sich durch die Spielzeit nölt, isoliert sich gerade dieser Song von den anderen. Der intonierte Rückzug, die Personifizierung eines Liedes, das sich in einer Höhle versteckt, ist sicher das Highlight einer nicht ganz ausgereiften Platte. Bei "The time of the assassins" stellt sich nicht die Frage, ob dabei nun ein besonders gutes oder ein eher schlechtes Album entstanden ist, sondern vielmehr, welche Bedeutung es für den Hörer haben soll. Ohne Nikolai Fraiture sein sicher vorhandenes musikalisches Talent absprechen zu wollen, kann man den Gedanken an die Belanglosigkeit im Vergleich zu dem, was er bereits mit den Strokes geleistet hat, nicht ganz abschütteln. Ohne Umschweife ist "The time of the assassins" ein Album, auf dem neben wirklichen Lichtblicken auch einige Platzhalter zu hören sind. Sollte dies dann tatsächlich der endgültige Abschied von einer Band sein, von der man immer dachte, sie würde ihren eigentlichen Höhepunkt noch erreichen, bekommt das erstaunlich gelungene Leonard-Cohen-Cover durch Fraiture eine ganz neue Bedeutung: "Hey, that's no way to say goodbye." Nein, auf diese Art nun wirklich nicht.
Highlights & Tracklist
Highlights
- You and everyone else
- Providence, RI
- Where the cold wind blows
- Hey, that's no way to say goodbye
Tracklist
- Intro (Every time)
- You and everyone else
- Back from exile
- Fountain avenue
- This is the end
- Dying star
- Brandy of the damned
- Providence, RI
- Where the cold wind blows
- Another sunny afternoon
- Hey, that's no way to say goodbye
Referenzen
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- Nickel Eye (3 Beiträge / Letzter am 13.01.2009 - 19:47 Uhr)