Megapuss - Surfing
Vapor / Rough TradeVÖ: 28.11.2008
Flowerporno
Süßigkeiten essen, Fernsehen gucken, Geld ausgeben. Was früher verboten war, wird im Erwachsenenalter oft schamlos nachgeholt. Sollten die Eltern der Megapuss-Mitglieder etwa ein Problem mit Freizügigkeit gehabt haben? Dann werden sie schon beim Bandnamen ihrer Kinder pikiert zu Boden schauen und sich denken müssen, dass ihnen blind und anglophob eine ganze Menge erspart geblieben wäre.
"Surfing" aber hätte in diesem Fall wohl auch nicht mehr als ein Album mit folkig-schräg arrangiertem Garagen-, Psychedelic- und 60s-Surf-Rock werden können. Beschwingt trötend beginnt der erste Song, um dann statt des erwarteten schnellen Durchbruchs kopfnickend in gepflegter Langsamkeit und Lethargie zu versacken. Greg Rogove (Priestbird), Devendra Banhart (Natalie Portman) und das inoffizielle Mitglied Fab Moretti (The Strokes) haben den gesamten Stil der Platte so lässig und leger gehalten, wie es "Crop circle jerk '94" verspricht. Nicht nur im Booklet zeigen sich Banhart und Rogove im Adamskostüm, auch die Inhalte ihrer Stücke sind durchgehend auf niedrigem Niveau gehalten. Was beim ersten Versuch nach Flowerpower klingt, entpuppt sich viel mehr als Flowerporno - oder zumindest als geballte Ladung Testosteron, die jeder noch so kleinen und verrückten Phantasie freien Lauf lässt.
So taucht zum Beispiel im homoerotischen "Adam & Steve" die bekannte Line aus George Michaels "Careless whisper" auf - während in "A gun on his hip and a rose on his chest" zur quirligen Melodie von "I want candy" Textzeilen wie "Fuck the president in the asshole / Fuck the government in the asshole," kombiniert werden. Durchgeknallt und vulgär ist der Gesamteindruck. Vielleicht hatten die Jungs aber auch einfach zu viel Spaß in der Stadt der Schönen und Reichen. Zumindest singen sie das in "Theme from Hollywood". Ganz anders klingt da der Titeltrack: Sanftes Klaviergeklimper, Synthesizer und ein paar sphärisch geheulte, leise und an Sigur Rós erinnernde Töne werfen einen mitten rein in die perfekte Welle. Manche Stücke nerven aber auch mit Experimentierfreude aus reinem Selbstzweck. Ob die Megapuss-Schweinchen damit schon all ihre unterdrückten Freiheiten ausgelebt haben oder sich bereits die nächsten Sauereien ausdenken? Sie müssen in ihrer Kindheit jedenfalls sehr gelitten haben.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Crop circle jerk '94
- Adam & Steve
- Theme from Hollywood
- Surfing
Tracklist
- Crop circle jerk '94
- Duck people duck man
- To the love within
- Adam & Steve
- Theme from Hollywood
- Surfing
- Lavender blimp
- Mister Meat
- Hamman
- A gun on his hip and a rose on his chest
- Chicken titz
- Sayulita
- Older lives
- Another mother
Referenzen
Spotify
Threads im Forum
- Megapuss (Devendra Banhart + Greg Rogove) (23 Beiträge / Letzter am 12.12.2008 - 12:19 Uhr)