Action Beat - The noise band from Bletchley

Truth Cult / Southern / Cargo
VÖ: 23.01.2009
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Die Schlammschlächter

Na, das ist ja was los - eine Menge Menschen werden auf dem Cover des Action-Beat-Zweitwerks "The noise band from Bletchley" zusammengepfercht, um - barbusig, wie es sich gehört - den Spaß der Band beim Durchdrehen zu dokumentieren. Der Blick ins Booklet verrät: Holla, die spielen wirklich alle in dieser Band. Vier Schlagzeuger, drei Gitarristen, zweimal Blechgebläse. Nur der Bassist ist mal wieder die einsamste Sau - eher noch als der Sänger, der erst gar nicht eingeladen wurde. Wo sich live allerdings beispielsweise die Drummer wie zum Dampframmen-Buffet in der Bühnenmitte versammeln, um zur zweiten Runde Krabbensalat urplötzlich mit Händen und Füßen hydramäßig auszuflippen, da funktioniert dieses Alleinstellungsmerkmal auf Platte lediglich als Blickfang: Die Songs holen oft nur wenig aus der Überpopulation heraus.

Gleich der Opener versteckt, ebenso wie "Blanker" und "Deaf to f", eine euphorisierende Punk-Rock-Schalmei unter mehreren schlierenden Gitarrenfiguren, bevor "Meat head" sein so typisch kurz getaktetes Riff nach exakt einer Minute schulterzuckend wieder von der Platte nimmt. Viel mehr Zeit bekommt das folgende "Safe" ebenfalls nicht - und hat im Grunde auch nicht mehr anzubieten. Ganz anders "Le chap": Ein Offbeat-Zucken auf der Hi-Hat, ein tight abgestopptes Gitarren-Lick, ein Peter-Hook-Bass und das periodische Öffnen und Davonziehen des Songs in mehrere Sechzentel-Figuren: schlicht und ergreifend wie ein Trans-Am-Rocker, jedoch ohne den ganzen hochsterilisierten Elektro-Kladderadatsch, versteht sich.

Auch sonst bleiben Trans Am eine deutliche Referenz auf "The noise band from Bletchley". Zwar schütteln sich Action Beat vor lauter Frisuren-Banging nur selten mal wirklich den Kopf frei. Und auch das schleichende Umpolen noch der derbsten Rocker auf mehrschichtige Melancholien geht ihnen letztlich ab. Dafür haben sie echte, im Schneckentempo aus der Todeszone kraulende Teufels-Groover wie "Dinosaur". Und sie haben all das Gänsequäler-Getröte, das auch auf "Your history's shit" oder dem gespielten Herzinfarkt "Manic face" zwischen John Zorn, den Psychedelic Furs und einer Menge No-Wave-Feedback prophylaktisch in Deckung springt.

Das alles wird also beileibe nicht schlecht umgesetzt und auch Sound sowie Haltung sind in Zeiten produktionstechnischer Mega-Kompressions-Schwerfälligkeit unbedingt begrüßenswert. Allerdings fehlt manchen Songs schlicht die Durchsetzungskraft, um sich aus der eigenen und genretypischen, gleichwohl äußerst fidelen Matschepampe zu erheben. Sie wollen nicht zu offensichtlich kopfnickend daherkommen, so richtig wild und ungestüm wollen sie aber auch nicht sein. Ein Noise-Rock, der sich nach allen Ecken und Enden zickt und ziert, wo hat man so was schon mal gehört? Zumal bei einem derartigen Arsenal an potentiellen Krachlatten. "The noise band from Bletchley" bleibt ein faszinierendes und altbackenes Juwel, bei dem zu keiner Sekunde das drin ist, was draufsteht. Das ist zum einen ein hörbar stolzer, aufrechter Habitus. Zum anderen aber schon verschenktes Potential.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Le chap
  • Blanker
  • Master beat

Tracklist

  1. High action
  2. Meat head
  3. Safe
  4. Le chap
  5. Mellish
  6. Dinosaur
  7. Manic face
  8. Your history's shit
  9. Daddy pesty
  10. Blanker
  11. Master beat
  12. Deaf to f
Gesamtspielzeit: 42:12 min