Unearth - The march
Metal Blade / SPVVÖ: 10.10.2008
Kleinvieh macht auch Mist
Oft sind es die kleinen Dinge im Leben, die einen besonders erfreuen: Die kleine Überraschung der Freundin im öden Alltagstrott (Currywurst mit einem gekühlten Jever, halbnackt serviert zum Beispiel). Der WG-Mitbewohner putzt nach drei Monaten endlich einmal das Klo, völlig freiwillig sogar. Oder halt: Unearth, die alten Hasen des Metalcore, laufen doch noch einmal zu Hochform auf. Eher hätte man nämlich die Beispiele Nummer 1 und 2 als realistisch eingestuft, als dass man an die dritte Option geglaubt hätte. Irren ist aber nun einmal menschlich.
Es ist beileibe nicht so, dass auf "The march" von Unearth der Metalcore neu erfunden wird, aber diesen innovativen oder gar experimentellen Anspruch hatte die Band ohnehin nie. Oft reicht es eben auch aus, dass man seinen Kram nur einen kleinen winzigen Tick besser umsetzt als der Rest des Genres. Die Kombination aus Metalcore und Thrash Metal reißt natürlich niemanden mehr vom Hocker, hat aber durchaus irgendetwas Unbefangenes an sich, denn es gibt erfreuliche Alternativen zum minutenlangen Funktionstest der Doppelfußmaschine. Bei Unearth darf sich hier und da mal ein kleines Gitarrensolo einschleichen, was aber zum Glück auch nie elend lang ausgespielt wird. Schluss bevor es nervt, so muss es sein.
Auch die Idee "The march" als Konzeptalbum zu deklarieren, ist nix Neues, zeigt aber doch, dass sich Unearth durchaus ein paar Gedanken mehr machen als viele ihrer Kollegen. So geht es um "The evil" und "The hopeful", einerseits die machthungrigen politischen, wirtschaftlichen oder religiösen Meinungsführer und auf der anderen Seite die hoffnungsvollen Dinge der Menschheit: Vertrauen und Weltfrieden. Das schlägt natürlich wieder in die typische Metalkerbe. Aber das sind Unearth unterm Strich ja auch irgendwo.
Vielleicht ist genau das der Reiz des Albums: "The march" ist bodenständig, aber dennoch nicht unbedingt plump. Es gibt sich außerdem nicht pseudointelligent, wirft durchaus aber eine differenzierte Sicht auf die Dinge; sei es nun thematisch oder auch musikalisch. So beweisen Unearth nämlich, dass einen gutes Mittelding zwischen völlig hohlem und total abgehobenem Metal gibt. Das ist angenehm unverkrampft und vor allem überraschend authentisch. Zum Glück wird es dabei aber nicht nackt präsentiert.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Crow killer
Tracklist
- My will be done
- Hail the shrine
- Crow killer
- Grave of opportunity
- We are not anonymus
- The march
- Cutman
- The chosen
- Letting go
- Truth or consequence
Referenzen
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