Maike Rosa Vogel - Golden

Salon Mondial / Our
VÖ: 05.12.2008
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Gute Freunde kann niemand trennen

Vielen Dank, liebe Popakademie in Mannheim. Ja, ihr lest richtig. Es ist an der Zeit, einmal ein Dankeschön an diese seltsame, mit Verwunderung beäugte Einrichtung auszusprechen. Zunächst war es Konstantin Groppers Künstlerkollektiv Get Well Soon, das zu Beginn des Jahres mit "Rest now, weary head! You will get well soon" eine kleine Bombe in der deutschen Indie-Szene platzen ließ. Ein positiver Einzelfall natürlich. Doch, hoppsassa, nicht einmal ein Jahr später taucht plötzlich Maike Rosa Vogel mit ihrem Solodebüt "Golden" auf der Bildfläche auf. Vogel, Vogel, da war doch was? Richtig: Bereits auf dem Album von Get Well Soon war Vogel beteiligt. Zwar nur auf auf einem Track und auch nur als zweite Stimme, kaum hörbar, aber immerhin. Die Bande waren da bereits geknüpft, kreative Freundschaften geschlossen. Die ersten Früchte dieses Zusammentreffens ernteten die beiden gemeinsam schon zuvor als Elektroduo The Grand Mirage.

Gropper revanchiert sich nun gleichermaßen für Vogels kleinen Dienst und spielt auf sechs Tracks des wunderbaren Debüts der Wahlberlinerin Cello. Vogel, deren Texte hin und wieder charmant ungelenk formuliert wirken, lässt mit "Golden" eine weitere kleine Bombe platzen. So viele verschiedene Stile, so viel Herz, Mut und pathosschwangere Poesie hat es bisher bei einer deutschsprachigen Künstlerin selten gegeben, ohne dass es peinlich wurde. Wir erinnern uns, dass ausgerechnet Stichwortgeber Xavier Naidoo die Akademie einst mit ins Leben rief. Wie aus dem Tagebuch gelesen verarbeitet hingegen Vogel in "Billy The Kid" die leichtfüßigen Seiten der Liebe: "Den schönsten Tag in meinem Leben / Hatte ich mit Dir und hab's gewusst / Tief in mir drin bin ich verwegen." Dem entgegen stehen die Erfahrungen mit dem verlassen und dem verlassen werden, wenn Vogel schmerzlich eingesteht: "Ich werd die Decken noch nicht waschen / Halbleeres Bier bring ich nicht raus / So hab ich Dich noch hier / So hab ich Dich bei mir". Ein Song so lakonisch, Sven Regener wäre stolz darauf.

Schleichend ändert sich der Ton. "Golden" schaufelt sich ab der Hälfte durch schwerfällige, dichte Minimalektrosongs, darunter "Dein Schiff", der künstlerisch ambitionierteste Track des Albums. Dieser lässt einen Beat unter einem hypnotisierenden Klavierthema rumpeln und wechselt spielend leicht Tempi und Stimmungen. Der vorletzte Track "Let go" entwickelt sich schließlich zum größten Trumpf auf Vogels Hand. Aus dem Off, so scheint es, erzählt Vogel von einer bitteren und dennoch befreienden Liebesbekundung: "Kein Ort mehr da zum sich Verstecken / Ich geb alle Orte preis / Die Liebe leg ich Dir zu Füßen / Auch wenn Du nicht viel von Liebe weißt." Gitarre und Konservenbeat schieben sich gegenseitig bis ganz nach oben, und die Geige singt dazu das passende Klagelied.

Maike Rosa Vogel hat mit "Golden" eines der schönsten, bewegendsten und herzzerreißendsten deutschsprachigen Alben des Jahres vorgelegt. Es sind nicht nur die einzelnen, kunstvoll verzierten Versatzteile, die "Golden" zu etwas Besonderem in der hiesigen Musiklandschaft machen. Es sind vor allem die Versprechungen auf die Zukunft, die dieses Album gibt. Quasi aus dem Nichts existiert eine deutsche Singer/Songwriterin, die es mit Björk und Emiliana Torrini aufnehmen will und kann, ohne dabei voller Scham aus einer dunklen Ecke schauen zu müssen. Die Popakademie ist also doch zu etwas gut. Und wenn es nur das Netzwerken ist.

(Kai Wehmeier)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • All over the place
  • So hab ich dich bei mir
  • Dein Schiff
  • Let go

Tracklist

  1. *
  2. Billy The Kid
  3. Tränendes Herz
  4. All over the place
  5. So hab ich dich bei mir
  6. Gold
  7. Uniform
  8. Dein Schiff
  9. Damdada
  10. Könnte ich dich finden
  11. Let go
  12. Diamant
Gesamtspielzeit: 58:11 min

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