Miyagi - Hydraulic son

Richard Mohlmann / Indigo
VÖ: 07.11.2008
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Nicht Fujiya

Wie oft werden Künstler eigentlich verwechselt? Hat Chris Martin jemals seinen deutschen Namensvetter, den Schlagerfuzzi, getroffen? Wie oft hat Ryan Adams schon sagen müssen, nicht der Interpret von "Summer of '69" zu sein? Und welche Welten liegen zwischen dem britischen DJ Andy Moor und dem gleichnamigen holländischen Gitarrenfetischisten? Nun also haben es Miyagi geschafft, der Plattentests-Redaktion mindestens einen Problembären auf den Bauch zu binden. Es handelt sich bei Miyagi nicht um ein Soloprojekt der britischen Kombo "Fujiya & Miyagi", sondern um eine fünfköpfige Band aus Münster mit ihrem Debütalbum "Hydraulic son". Schwupp, ist erst einmal die Aufmerksamkeit da und die Überraschung nach dem Hören nicht viel geringer.

Natürlich kann man der Platte vorwerfen, ein Aufguss der Hype-Musik des jungen Jahrtausends zu sein. So schmeckt "Misery / Battery" im Refrain wie "Schampus mit Lachsfisch" und bedient sich auch sonst an dem zackigen Ohrwurm-Buffet von Franz Ferdinands "Darts of pleasure". Dann aber wechselt der Songs derart brachial zwischen softem Britpop und Punk, dass dem Pogo-Volk ein Muskelfaserriss gratis geschenkt wird. Würden Miyagi aus London kommen, der NME hätte sie vermutlich irgendwann mal zum "Next best thing" gekürt. Obwohl in der Produktion vielleicht noch ein paar Prozent gut zu machen sind und ihr Motto "We are from Muenster. We make music" ebenso simpel und platt wie überflüssig ist.

Das düstere "M.E.G.A.N." alleine reicht schon, um in Daniel Ortega an den Drums eine Stärke der Band zu erkennen. Der Song ist einfach gut arrangiert, fährt den Gesang für Minuten zurück und lässt exzessiv Platz für Gitarrensoli. Spätestens jetzt lässt man sich auf "Hydraulic son" ein. Mit seinem rockigen Disco-Poppunk, der im Titelsong mit Dark-Wave-Ansätzen daherkommt oder wie in "How to do it" auch mal sehr funky ausfallen kann. In jedem Fall verleitet "Hydraulic son" dazu, schnell PVC-Boden zu verlegen, um darauf sein ranzigstes Band-Shirt noch mal durchzuschwitzen. Nach "Whatever 2.0" und "Shoot shoot" bleiben dann nur zwei Fragen über: Welches Deo wirkt wirklich dauerhaft? Und: Wer war noch mal Fujiya?

(Stephan Müller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • M.E.G.A.N.
  • Whatever 2.0
  • Misery / Battery

Tracklist

  1. The whale
  2. Hydraulic son
  3. M.E.G.A.N.
  4. Whatever 2.0
  5. How to do it
  6. Bad penny
  7. Shoot shoot
  8. Chimes
  9. Misery / Battery
  10. (Kill me at the) pony ranch
Gesamtspielzeit: 37:20 min

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