Tram - Frequently asked questions
Setanta / EFAVÖ: 06.08.2001
Eine Frage der Geschwindigkeit
Punkrock mag für verschiedene Individuen ganz verschiedene Bedeutungen haben, aber auf einen Aspekt dieser \"Stimme einer Generation\" sollte man sich eigentlich einigen können: Von Aufwand und Ertrag hatten die Leute damals wirklich Ahnung. Neben den oftzitierten drei Akkorden äußerte sich das auch in den ungemein schnellen Songs. Hundertachtzig Sekunden mußten im Idealfall genügen, um eine Geschichte zu erzählen oder die neusten Slogans im Pulk zu zerstäuben, und, wenn es die Zeit zuließ, vielleicht den Refrain ein paarmal zu wiederholen. Ob das an den sündhaft tiefen Preisen für sieben Zoll schwarzes Plastik oder an der bedenkenswert kurzen Aufmerksamkeitsspanne beim Zielpublikum lag, ist heute schwer auszumachen, doch fest steht: Aus dieser Perspektive sind Tram alles andere als Punk. Hier schlendern die Songs, man läßt Instrumente gemächlich auf- und wieder abtreten, und Spannungsbögen werden ungemein großzügig über ganze minutenlange Abgründe gespannt.
Dem Punk-Reinheitsgebot der spärlichen Instrumentation hingegen kann \"Frequently asked questions\" mindestens teilweise entsprechen. Eine simple, leise Gitarre, ein schläfriges Schlagzeug und eine eindringlich-beruhigende Stimme bilden die Essenz des Albums. Selbstverständlich sind die Songs mit weiteren Instrumenten ausgeschmückt - das Booklet spricht von Keyboards, Violinen, weiteren Gitarren, Cellos, Pianos, Trompeten und Telephonklingeln - die auf weiteren Spuren Raum schaffen, Songkurven in träumerisch-schlafwandlerische Folk- und Countryvarianten kleiden und bewegende Momente sachte in die richtige Richtung drücken, während ständig irgendwo auch ein zurückhaltender Baß dem Songfahrplan die nötige Stabilität verleiht. Doch die Songs leben und atmen eine instrumentale Popdreifaltigkeit, wie sie vermutlich auch in Punkkreisen als koscher durchgehen würde, und werden von ihr zwar in gemächlichem, aber konstantem Tempo vorwärtsgeschoben.
Bei all der Langsamkeit, Vorsichtigkeit und Übersichtlichkeit sei aber angemerkt: Langweilig ist die Platte ganz bestimmt nicht. Mindestens sofern man die Qualität eines Albums nicht an der eigenen Adrenalinausschüttung mißt. Aber auch Pogoathleten werden älter, ruhiger und neugieriger - und der nahende Herbst wird zuverlässig Bedürfnisse nach wärmerer, behaglicherer und nicht ganz so hektischen Momenten wecken. Tram strecken Sekunden auf Minutenlänge - und springen der konzeptbedingt drohenden Belanglosigkeit immer wieder von der Schippe.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Yes but for how long
- This sacred day
- Social disease
Tracklist
- Are you satisfied
- Now we can get on with our own lives
- Yes but for how long
- He walks alone
- This sacred day
- Folk
- Once I was
- Giving up
- Social disease
- Underneath the ceiling
- Light a candly on my birthday