Ingrid Michaelson - Girls & boys
Vertigo / UniversalVÖ: 05.12.2008
Es war einmal
Burke hat sich mit seinem wichtigsten Hab und Gut aus dem Staub gemacht, unmittelbar, nachdem er Cristina Yang vor dem Traualtar hat sitzen lassen. Die steht nun in der gemeinsamen Wohnung, mit ihrer besten Freundin Meredith Grey. Yang bricht weinend zusammen und versucht verzweifelt, sich das Hochzeitskleid auszuziehen, ihre Freundin hilft ihr. Gebannt saß man damals, zum Ende der dritten Staffel von "Grey's Anatomy" vor dem Fernseher, die Chipstüte in der linken, eine Lastwagenladung Taschentücher in der rechten Hand. Was alles noch viel schlimmer, viel emotionaler machte, war der Song im Hintergrund. Aber dieses Mal war es doch anders, dieses "All we can do is keep breathing" war derart fesselnd, dass es reichte, um die Interpretin Ingrid Michaelson aus Staten Island nach Ausstrahlung der Folge auf die oberen Ränge der amerikanischen Google-Suchmaschine zu befördern.
Fünf Songs in insgesamt zwei Jahren waren nun schon bei "Grey's Anatomy" zu hören, und das bereits, als Michaelson noch völlig ohne Plattenvertrag war. In Zeiten, in denen Tokio Hotel bester Live Act werden und Britney Spears ihr doch irgendwie befremdliches Comeback zu schaffen scheint, braucht es nicht viel mehr als ein Profil auf MySpace, um auf sich aufmerksam zu machen, und so wirkte die Serie rund um die notgeilen Ärzte praktisch wie eine Dauerwerbesendung für Michaelson. Das oben zitierte "Keep breathing" ist zwar leider auf dem bisher nur in den USA veröffentlichten Zweitling erschienen, aber auch die Songs auf "Girls & boys" können sich hören lassen - und sehen, wie einige bereits bewiesen haben.
"The way I am" beispielsweise, nach eigenen Angaben inspiriert von Regina Spektor, mit waschechten Handclaps und der einfachen Botschaft, sich selbst und seine Mitmenschen zu lieben, auch wenn sie anders sind als der Rest. Schon tausendmal gehört, zugegeben, aber genau da ist der Schlüsselpunkt: Ingrid Michaelson ist anders, und das auf erfrischende Weise. Grund, sie zu lieben, gibt auch "Masochist", der an die frühen Werke von Heather Nova erinnert, und das galoppierende "The hat", eine Liebeserklärung der besonderen Art, an den ersten Freund, damals mit 17. Mädchenthemen halt.
Solche Inhalte beherrschen das Album, denn wie der Titel sagt, geht es ausschließlich um Mädchen und Jungs, die Liebe, die Freundschaft und das komplette Drumherum. "Glass" etwa behandelt die gescheiterte Beziehung, die daraufhin verkrampften zufälligen Begegnungen und die Frage, was man einmal in diesem anderen Menschen gesehen haben mag. Dann mit Akustikgitarre auf "Highway", wo Michaelson von der Heranwachsenden berichtet, die das Nest der Mutter verlässt - interessanterweise aus der Sicht eben dieser Mutter erzählt. Oder das völlig zu Unrecht zum Hidden Track verdammte "Far away", eine Popnummer, die dem Mädchen beisteht, das in die Welt hinaus will, dahin, wo das Wasser blau ist und die Menschen noch völlig fremd (und nicht, wie sonst, genau anders herum). Dass Ingrid Michaelson wohl selbst dieses Mädchen ist und ihren Traum erfüllt hat, macht das Märchen zum Schluss perfekt - so wie es sich für die Damenwelt eben gehört.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Breakable
- The hat
- Glass
- Far away
Tracklist
- Die alone
- Masochist
- Breakable
- The hat
- The way I am
- Overboard
- Glass
- Starting now
- Corner of your heart
- December baby
- Highway
- Far away
Referenzen
Spotify
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