
Fall Out Boy - Folie à deux
UniversalVÖ: 12.12.2008
Huckepack
Die Welt ist nicht immer gerecht. Manchmal ist der Ruf besser als der Song: Wenn jemand wie James Hetfield mit seinen Freunden mal ein Album voller schlechter Entombed-Rip-Offs aufnimmt, kann man sich sicher sein, dass irgendjemand da draußen "Zugabe!" schreit. Wenn jemand wie Thees Uhlmann mal Schlager macht, dann landen Tomte im nächsten Jahrespoll, statt in der ARD. Umgekehrt geht das aber auch: Wenn der Song besser als der Ruf ist, kann es sich nur um eine Liebe handeln, die niemand gerne öffentlich zugeben würde. Oder um Pete Wentz und Fall Out Boy.
Wentz und Fall Out Boy machen es einem aber auch unnötig schwer: Verträge mit der US-Großhandelskette Walmart, eine quotenträchtige Promi-Ehe mit Ashlee Simpson und der Eyeliner kommen halt nicht ganz so authentisch rüber wie Garagenmetal-Vergangenheit und Scheitel, die mit Fingern und Pomade frisiert sind. Überhaupt stecken in Wentz und in Patrick Stump ja eigentlich alles andere als echte Rocker: Sie haben schon immer einen kleinen Elvis Costello, einen Robert Smith, einen Boy George und einen Peter Gabriel in ihren Herzen getragen. Dass gerade Wentz optisch den Eindruck erweckt, er käme aus Emohausen? Geschenkt. Die leicht angezerrten Gitarren? Haben reine Alibifunktion. Was auch auf Fall Out Boys neuester Platte "Folie à deux" so ist. Behaupte bitte niemand, das wäre je anders gewesen.
Was hingegen wirklich neu ist, ist die Erkenntnis, wie durchwachsen so eine neue Fall-Out-Boy-Platte sein kann. "Folie à deux" ist nicht selten ein hoffnungslos aufgeblasenes Nichts. Es fährt einen ganzen Schminkkofer voller Verschönerungen und Verzierungen auf. Bläsersätze. Streicher-Register. Unzählige Vocal- und Spezialeffekte, die über die ganze Platte geschmiert sind, wie andere Leute das vielleicht mit der Nutella auf ihrem Toastbrot machen: dick und reichlich. Und mit Butter drunter.
Ihrem mutmaßlichen Zweck - der Verhüllung, wie wenig auf diesem Album abseits der erneut vorhandenen offensichtlichen Hits eigentlich an Musik passiert - werden diese Tricks nicht immer gerecht. Es ist oft die Effektkiste, die eine ganze Nummer Huckepack tragen soll, wie das kleine Vieh das große auf dem Cover. Und unter der Last von tausend Nichtigkeiten zusammenbricht. Sicher, "She's my Winona" ist nett. Zumindest, bis die Band den Trallala-Refrain zu Tode strapaziert hat, was ihnen noch vor Ende des Stücks gelingt - ein Kunststück für sich, bei nicht mal vier Minuten Spielzeit. "What a catch, Donnie", das weniger mit den Light-Brutzelgitarren, sondern mit Klavier und Gefühl arbeitet, kann man mit in den Winterurlaub nehmen. Solche Songs heben das Album noch nah an den Durchschnitt. Aber in dunkelsten Momenten ist "Folie à deux" Popmusik, zu der selbst Fahrstühle ihren Dienst quittieren würden. Nicht einfach bloß harmlos, sondern oft erschrecken banal. Wir haben 568 "Ooohs", 288 "Aaahs" und mindestens 98 "Ba-ba-ba-baps" auf diesem Album gezählt: Weltrekord!
Highlights & Tracklist
Highlights
- America's suitehearts
- What a catch, Donnie
Tracklist
- Lullabye/Disloyal order of water buffaloes
- I don't care
- She's my Winona
- America's suitehearts
- Headfirst slide into Cooperstown on a bad bet
- The (shipped) gold standard
- (Coffee's for closers)
- What a catch, Donnie
- 27
- Tiffany blews
- W.A.M.S.
- 20 Dollar nose bleed
- West Coast smoker
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DDing
2009-03-24 12:47:53
Schön aussehen, ja, das können sie...
ADDICT
2009-03-24 12:27:03
vheissu1
2008-12-17 11:29:12
Wenn ich die neue Single höre, dann muss ich einfach umschalten oder den Raum verlassen.
Das war bei den vorherigen Alben nicht ganz so schlimm (aber auch schon), aber jetzt wirds nur noch klebrig.
Janine
2008-12-17 10:28:09
Finde Single wie auch Album top! Wenn das mal nicht die Charts endlich auch in Deutschland knackt...Supergutes Punk-Pop-Album!!
Leatherface
2008-12-17 10:24:14
Vorhin lief die Single im Radio. Wenn das Album genauso ist, ist die 4/10 wirklich gnädig. Erschreckenderweise steht der Song sogar bei den Highlights.
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