Dark Captain Light Captain - Miracle kickers

Lo Alternative Frequencies / Cargo
VÖ: 07.11.2008
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Chemistry is what we are

Mehrstimmiger Gesang ist schwer in Mode. Damit werden nicht zu unrecht erst einmal wallende Gewänder und Patschuligeruch assoziiert, aber Echtzeit-Sampling und Loop-Pedale helfen beim Beamen in die Jetzt-Zeit. Das ehemalige Duo Dark Captain Light Captain kennt sich da aus. Gleich mit dem eröffnenden "Jealous enemies" lässt der Londoner Jetzt-Sechser einen krautrockenden Auf-der-Stelle-Beat los, der das wegdriftende Säuseln mit dunklen Akkorden kontrastiert. Auch "Parallel lines" kreiselt zu erhebenden Gesängen abwärts, und wenn mit "Circles" das Titelstück der Debüt-EP noch einmal Mulmigkeit verbreitet, sitzt man bereits gebannt vor den Lautsprechern.

Vom Postpunk-Lärm seiner Ex-Kollegen Father Of Boon hat sich Dan Carneys weiche Stimme merklich entfernt. Die verschränkte Sentimentalität, die Neil Kleiners Saxophon einst dem Steve Reid Ensemble schenkte, tupft auch hier wie in "Robot control centre" manche Gefühlswolke in die Atmosphäre. Zusammen mit Klampfer Giles Littleford, Bassist Mike Cranny und Flügelhornistin Laura Cropsey hat die Band damit gleich fünf Stimmbandpaare im Einsatz, die vornehmlich am Rande schwingen und daher die hohen Töne herauskitzeln. Der schweigsame Chin Keeler hat hingegen auch mal für die experimentierfreudigen Noiserocker Quickspace die Klöppel in die Hand genommen.

Es war bestimmt viel Arbeit, den auf akustischen Gitarren und näselnden Falsetts grundierten Songs von "Miracle kickers" spannende Texturen zu verschaffen, die man dann vor lauter Behutsamkeit kaum bemerkt. In "Remote view" schleicht sich der Hintergrund nach vorne, und "Questions" badet in Hall und molligem Wohlklang. "Spontaneous combustion" verwischt ein paar Grooves mit dem Laptop-Touchpad, und am Ende von "Speak" singt der Bass wie damals bei New Order oder The Cure. Durch "Everyone we know" ziehen sich ferne Streicher, ein scheues Klavier und verwinkelte Riffs, die sich gemeinsam an die richtigeren Ideen von "OK computer" erinnern. Es wird dabei auf manchen Schuh gestarrt, und doch ist da immer dieses verhuschte Folk-Gefühl. Das mag Ausdruck der gewünschten Symmetrie durch Gegensätze sein, die sich auch im Bandnamen spiegelt.

Weil Robin Proper-Shepard (Sophia, Ex-The-God-Machine) und Daniel Lea von den sinnesverwandten By The Fireside viel Platz für Ober- und Zwischentöne ließen, knistert und knackt "Miracle kickers" an den richtigen Stellen wie warmes Holz. Fundamentalistischen Ökos wird schon der subtile Technikeinsatz zu viel sein. Es gibt sanfte Beats, weichzeichnende Effekte und diese kauzige Melancholie, wie sie vor ein paar Jahren das Debüt von Simian (damals noch ohne Mobile Disco) auszeichnete. Einen besseren Soundtrack für Bodennebel und verwehte Blätter wird man dieses Jahr kaum finden. Und wenn dabei noch ein paar verstörte Hippies abfallen, soll das nur recht sein.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Jealous enemies
  • Parallel bars
  • Circles
  • Robot command centre

Tracklist

  1. Jealous enemies
  2. Parallel bars
  3. Circles
  4. Remote view
  5. Questions
  6. Robot command centre
  7. Speak
  8. Sponaneous combustion
  9. Everyone we know
  10. Miracle kicker
Gesamtspielzeit: 43:37 min

Im Forum kommentieren

sizeofanocean

2021-01-27 14:08:25

wer "Jealous Enemies" sagt, muss auch "Submarines" vom 2011er Nachfolger sagen:

https://youtu.be/Wrnp4c29mDY

Incredible Homunculus

2008-12-17 14:50:45

Na ja, sicher..das Thema Unterschiedlichkeit der Geschmäcker ist mittlerweile diskussionsunwürdig geworden.Es ist nur immer wieder faszinierend,dass gewisse Scheiben für den einen "Highlights" darstellen und bei anderen als Glasuntersetzer enden und ich bin echt ein Bodennebelfan..aber:watt willste machen!?Nur gut das ich mir das Teil nicht blind gekauft habe(nix für ungut, Olli)

Bogatzke

2008-12-13 22:53:55

sehr sehr schöne musik, "jealous enemies" ist einfach ganz groß!!

Oliver Ding

2008-12-13 15:48:43

So unterschiedlich können Musikgeschmäcke sein. :-)

np: My Bloody Valentine - Only shallow

Incredible Homunculus

2008-12-12 17:55:14

Komplett innovationsloses, seicht monotones Durchschnittsgeschwurbel.Da fallen mir mit Sicherheit gleich einige, um längen bessere Bodennebelscheiben ein,lieber Olli..

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