The Donkeys - The Donkeys

Antenna Farm / Soulfood
VÖ: 28.11.2008
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Die wilden Siebziger

Es gibt Dinge und so genannte Modeerscheinungen, die sieht man einfach überall, in der Schule, in der Stadt, beim Familientreffen. Nirgendwo ist man vor ihnen sicher. Dann verschwinden sie genauso schnell wieder, ein neuer Trend wird geboren, von dem man dann nach relativ kurzer Zeit auch wieder die Schnauze voll hat, und die Runde geht von vorne los. Irgendwann aber, da kommen all die Grausamkeiten von einst wieder. Neonfarbene Turnschuhe und Pullover mit goldenen Pailletten. Stirnbänder in Häkeloptik. Und Leggins!!! Allein der Gedanke daran, dass in 25 Jahren (schon) wieder Jungs herumrennen und sich die Jeans in die Socken stopfen, ruft eine gewisse Taubheit in der Region zwischen den Ohren hervor.

Gut, dass nicht alles schlecht ist, was schon mal da war. Speziell nach der Jahrtausendwende schien es so, als würde regelmäßig irgendwo eine Band auftauchen, die der eigene Vater auch schon gehört haben muss. Die alt klingen, aber nicht altbacken. Die bestimmt mal mit den Rolling Stones auf Tour waren. Vorgestern oder vor der ersten Ölkrise - weil Opa Mick und Co. seit 45 Jahren ja ohnehin nichts anderes machen. Die Kings Of Leon sind so ein Fall, ebenso aktuell die Fleet Foxes oder The Shins. Und eben auch The Donkeys, die es mit dem Andenken an das musikalische Kulturgut der wilden Siebziger auf die Spitze treiben.

Deren schlicht nach der Band benanntes Debüt-Album stammt ursprünglich aus dem Jahre 2006. Und wurde zum Europa-Release nur knapp vom Nachfolger "Living on the other side" überholt. Da sage noch einer, das mit den Zeitreisen sei nicht auch Konzept der Plattenfirmen und Vertriebe. Als "an instant classic" werden The Donkeys jedenfalls auch im Infoblättchen der Plattenfirma gepriesen, als das große neue Ding, die mit den wahren Klassikern von The Velvet Underground und Curtis Mayfield aufgewachsen sind. Was sich zunächst größenwahnsinnig anhört und schon so oft gehört wurde, gewinnt an Substanz, sobald man das Album einlegt. Der Opener "She's a wolf" kommt mit düster-psychedelischer Maske daher, schwer trägt sich der Gesang durch die nicht mal zwei Minuten Spielzeit. Im Gegensatz dazu stehen Songs wie "Black cat" und "In the morning", die, munter vor sich hin geträllert, die perfekte Untermalung für einen Tanz auf der Sommerwiese wären.

An anderer Stelle klingt "Blood hill" energisch und könnte, abgesehen von der helleren Klangfarbe des Donkeys-Sängers, auch ein früheres Stück von Creedence Clearwater Revival sein. Kommt der Song nach eineinhalb Minuten erstmal in Fahrt, steht er nicht mehr still und drückt sich wummernd dem Ende entgegen. "No need for oxygen" ist eines der ruhigeren Lieder und mit einem Gitarrensolo in der Mitte ein echter Höhepunkt, bei dem man die Schwelle vom Glücklichsein bis zur unendlichen Traurigkeit fast unmerklich überschreitet und ihr nicht mehr entkommt. Für The Donkeys - und all die anderen Bands, die sich bei altbekannten Vorreitern und deren Handwerk bedienen - wäre es sicher die schwerere Aufgabe, etwas vollkommen Neues zu kreieren. Sobald das Anleihen aber dermaßen charmant geschieht wie bei diesem Album, dürfen die Siebziger gerne weiter ins neue Jahrtausend verschoben werden. Vielleicht bleiben uns in einigen Jahren so auch die teilweise doch sehr eigentümlichen Varianten internationalen Liedguts der Achtziger erspart.

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • She's a wolf
  • No need for oxygen
  • In the morning

Tracklist

  1. She's a wolf
  2. Come on Virginia
  3. Blood Hill
  4. Paisley patterns
  5. Lower the heavens
  6. Try to get by
  7. Black cat
  8. No need for oxygen
  9. In the morning
  10. Into a pale
Gesamtspielzeit: 39:32 min

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