Graham Day & The Gaolers - Triple distilled
Damaged Goods / CargoVÖ: 31.10.2008
Einen noch
Der steinige Weg des Rock ist gepflastert mit Musikern, denen es lieber war, auszubrennen als zu verblassen - und die das auch mit Bravour hingekriegt haben. Doch es stimmt schon: Das Älterwerden ist wirklich eine nervige Angelegenheit, wenn man nicht das Beste daraus macht. So wie Graham Day, altgedienter britischer Quadratschädel und seit fast einem Vierteljahrhundert im Namen des Garagen-Rock'n'Roll unterwegs. Mit seiner legendären Band The Prisoners sorgte er in den Achtzigern für Sternstunden der Mod-Bewegung, mit The Prime Movers zeichnete er für eine epochale Coverversion von Deep Purples "Hush" verantwortlich, von der Kula Shaker nur träumen können. Und seit ein paar Jahren schreddert Day auch unter seinem eigenen Namen zusammen mit Woggles-Drummer Dan Electro und Buff-Medways-Bassist John Barker (kurz: The Gaolers) sämtliche verfügbaren Kellerclubs kurz und klein. Wie war das also noch mal mit dem Alter?
Glaubt man Day und seinen Kerkermeistern: ein großer Spaß. Man braucht sich nach niemandem mehr zu richten, muss nicht mehr um jeden Preis Vorbildern nacheifern und kann den Leuten endlich ins Gesicht sagen, was man von ihnen hält. "Glad I'm not young" ist dann zu Anfang auch gleich eine vortreffliche Einführung in verrauchte Kaschemmen mit hochprozentigen Getränken und einem Nonstop-Programm an Freakbeat-Eruptionen. Zugegeben: Nach vorne gemischte Gesangsharmonien, Dampfnudel-Orgeln und Raketentriebwerke aus robustem Drum-Stakkato und knarzig durchgebratenen Gitarren zählen sicher nicht zu den neuesten Errungenschaften der Rockmusik. Den dampfend heißen Scheiß, der am Schluss dabei herauskommt, muss den Dreien aber bitte erst einmal jemand nachmachen.
Bodenplatten erbeben, Membranen knattern, Endstufen laufen kreischend ins Leere. Spätenstens nach einem Durchlauf der famosen Durchdreh-Single "Begging you" samt Humpel-Piano und hyperaktiven Riffs sollte klar sein: Wer hier nicht zuckt, ist tot und riecht nicht nur ein bisschen komisch. Denn trotz längst zurückliegender Jugend und begrenzter Kondition halten sich Graham Day & The Gaolers kaum mit wehmütigen Rückblenden auf, sondern geben in der Hauptsache richtig Gas. Schließlich ist es immer noch toll, sich in "Pass that whiskey" zu Sitar-Gedengel und großem Pop-Refrain richtig einen hinter die Binde zu kippen. Bei "Wanna smoke" den Verfechtern der juristischen Unverschämtheit Rauchverbot den Qualm des eigenen Glimmstengels mit voller Absicht ins Gesicht zu pusten. Und natürlich: wölfisch eine angebetene Schönheit anzuheulen und sich dabei gewaltig zum Deppen zu machen. Darauf einen dreifach destillierten Whisky. Und noch einen. Und noch einen. Und keine Sorge, wenn man dann am nächsten Tag ganz alt aussieht: Graham Day & The Gaolers geht es bestimmt auch nicht besser.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Better man
- Begging you
- Wanna smoke
- The most expensive sleep
Tracklist
- Glad I'm not young
- Better man
- Begging you
- Pass that whiskey
- Wanna smoke
- Could be anywhere
- Something about you girl
- Just a song
- If there's one thing I can do
- Lost without my dignity
- Turning you down
- Goodbye
- The most expensive sleep
Referenzen