United Nations - United Nations
Eyeball / CargoVÖ: 14.11.2008
Kollateralschaden
Es ist einer der größten Coups seit der Einführung von dunkelblauen Hintergründen auf Musikwebseiten. Es ist vielleicht der knalligste Knaller seit Erfindung der Fünf-Kilo-Nutella-Eimer. Ja, es ist wohl eines der dicksten Dinger seit Aufkommen der Last-Minute-Tore im Meisterschaftskrampf der Kreisliga B Wuppertal: Das Debütalbum von United Nations kommt wirklich aus dem Nichts. Es explodiert jenseits der Synapsen wie zwei Liter Ahoj-Brause (Zitrone) auf Ex. Es hinterlässt verbrannte Erde. Und den Hörer geschüttelt, nicht gerührt. Womit ja eigentlich schon fast alles gesagt wäre. Warum man das Debütalbum von United Nations Carpendale-, Hinterseer-, Tomte- und Coldplay-Fans aber maximal auf Rezept empfehlen kann, muss dennoch schnell geklärt werden. Das ist man ihnen schuldig. Verantwortungsbewusstsein oder so.
Das mit dem Debütalbum von United Nations ist nämlich so: Der Musikfan borge sich erst mal zwei Blaupunkt-Ghettoblaster, Baujahr '88. Er lege in den ersten der beiden bitte mal die "Jane Doe" von Converge ein, spule vor bis zur Nationalhymne dieses kaputten Jahrtausends - "Homewrecker" ist gemeint - und drücke die Pausetaste. Jetzt suche er die "Full collapse" von Thursday in der Plattenkiste, steige ins Auto, drehe den Zündschlüssel, fahre zu Till und haue ihm eine hinter die Kauleiste, weil er seit drei Jahren Tapes bunkert, die ihm nicht gehören - blöder Hund! Wieder zu Hause, spule er das Thursday-Tape vor bis ungefähr nach dem Intro, er kriegt das schon hin. Er betätige wieder die Pausetaste. Jetzt schließe er die Fenster, entferne die Mietzekatz aus der potenziellen Knautschzone, hole einmal tief Luft und starte beide Decks gleichzeitig - was spätestens beim dritten Versuch klappen sollte. Und dann höre er. So ungefähr klingt es nämlich, das Debütalbum von United Nations. Na ja, manchmal.
"United Nations", das ist nämlich zu einem großen Teil wie etwas kompaktere Converge, wie die Cherry-Cola-Variante von fiesem Brachial- und Grunzcore, mit dem man in diversen Internetforen schon immer richtig angeben konnte - zumindest in denen, in denen man überhaupt wusste, was Sache war. Bei Chinchilla-Freunde.de also tendenziell weniger, bei Plattentests.de schon eher. Zu einem anderen Teil ist das Debütalbum von United Nations aber auch wie aufgestachelte Thursday, zumindest immer mittendrin mal. Wie Emocore, der gegen all seine konform mit dem Scheitel gegelten Regeln operiert. Wie eine Playmobilfrisur, die jemand durch Null geteilt hat - einfach unerhört.
Aber vor allen anderen Dingen ist das Debütalbum von United Nations ein richtig derber Spaß für derbe Jungs und derbe Mädchen, die ganz genau wissen, was sie haben wollen. Die Eckdaten sagen eigentlich alles: In weniger als 40 Minuten werden elf Songs runtergeholzt, die von Ruhepause das letzte mal gehört haben, als sie noch in der geschlossenen Abteilung eingesessen haben. Und letztlich ist die Platte, die von Typen gespielt wird, die so seltsame Namen wie Geoff Rickly, Daryl Palumbo oder Ben Koller haben, der wohl schönste Krach, den man für den Preis von gerade einmal fünf "Brigitte"-Heften kaufen kann. Überhaupt, diese seltsamen Namen! Die sollte man sich wirklich merken! Von denen könnte man noch hören.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The shape of punk that never came
- Subliminal testing
- Say goodbye to general figment of the USS Imagination
Tracklist
- The spinning heart of the yo-yo-lobby
- Resolution 9
- No sympathy for a sinking ship
- The shape of punk that never came
- My cold war
- Model UN
- Filmed in front of a live studio audience
- Revolutions in graphic design
- I keep living the same day
- Subliminal testing
- Say goodbye to general figment of the USS Imagination
Referenzen
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