Senses Fail - Life is not a waiting room
Vagrant / PIAS / Rough TradeVÖ: 10.10.2008
Die Maske
Ein Wartezimmer, eine Parkbank, eine Kirchentür, eine Telefonzelle, ein Bürgersteig, ein Aufzug, ein Waschsalon, ein Schachbrett. Einsame, trostlose Szenerien und mittendrin stets dieser kleine Junge im dunklen Anzug und grauer Gasmaske, die er erst am Ende, dem Betrachter mit dem Rücken zugewandt und ins Licht blickend, abnimmt. Das Cover-Artwork von "Life is not a waiting room" könnte bedeutungsschwangerer und klischeevoller nicht sein.
Es darf doch noch ein wenig mehr sein? Kein Problem. "Is it luck that's knocking right on my back door? / Because I've been breaking mirrors since 1984." Noch mehr? Okay. "So help me please / Someone come quick / I think I'm losing it / Forgive me / I inherited this from a stranger I'll never miss / I'm sick." Einen haben wir noch: "I wanna drown in a sea filled with novocaine / I wanna burn on a beach where the sand is littered with razor blades." Aua. James Nielsen und seine Mitstreiter komprimieren nach ersten vorläufigen Schätzungen die Texte sämtlicher Emo-Platten der letzten fünf Jahre auf kompakte fünfzig Minuten.
Was soweit langweilig und abgelutscht anmuten mag, lässt sich angesichts des neuen Liedgutes allerdings fast verschmerzen. Musikalisch gibt es nichts zu meckern. Album Nummer drei beginnt äußerst smooth mit dem gediegenen Zweiminüter "Fireworks at dawn", der einen ohne Vorwarnung sekundenschnell heraus aus der Melancholie und hinein in die brachiale Wucht von "Lungs like gallows" katapultiert. Es darf gebrüllt, gewütet und geprügelt werden. Songs wie "Ali for Cody" und "DB Cooper" schlagen in dieselbe Kerbe. Harte Gitarrenbreitsaiten gepaart mit Aggressionen sind nicht neu, fügen sich hier allerdings knackig frisch ins Gesamtbild ein.
Mit Ausnahme des atmosphärischen "Yellow angels", das wiederum nichts mit einem bekannten Automobilclub zu tun hat, halten Senses Fail das Tempo im oberen Drehzahlbereich. Mal ist das Ganze mehr Punk, mal mehr Rock. Was nie fehlen darf, ist die eine Melodie oder der andere - zuweilen mehrstimmige und mitreißende - Refrain, der aus "Life is not a waiting room" weniger einen Trostspender für frustrierte Seitenscheitelträger, eher schon einen Laune machenden Soundtrack für die Autobahnfahrt macht. Und sei es nur, weil Senses Fail ausgerechnet die große, einsame Achtspurige bei ihrem Gasmaskentrip irgendwie vergessen haben.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Lungs like gallows
- Family tradition
- Hair of the dog
Tracklist
- Fireworks at dawn
- Lungs like gallows
- Garden state
- Family tradition
- Wolves at the door
- Hair of the dog
- Four years
- Ali for Cody
- Yellow angels
- Chandelier
- Map the streets
- Blackout
- Life is not a waiting room
- DB Cooper
Im Forum kommentieren
zote
2008-11-10 16:24:31
Geht mir leider genauso wie ouli mit der Platte bis jetzt.Dabei gefällt mir der Vorgänger immer noch sehr gut.
ouli
2008-11-10 15:44:29
5/10 selbst nach mehrmaligem hören plätschert das alles so vorbei, nur family tradition hat was.
Daharka
2008-11-05 22:13:22
schön 6/10 ich bleib bei ner 7!
schade
2008-10-17 20:49:29
schade kein einziges brett drauf...
alles bisl ruhiger melodischer.
avail
2008-10-06 22:33:09
der zweite song is ja ganz schön metallastig. klingt aber gar nicht schlecht.
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Spotify
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Forum
- Senses Fail - Pull the thorns from your heart (5 Beiträge / Letzter am 08.05.2021 - 21:31 Uhr)
- Senses Fail - Life is not a waiting room (7 Beiträge / Letzter am 10.11.2008 - 16:24 Uhr)
- Senses Fail - Still searching (55 Beiträge / Letzter am 22.09.2008 - 21:39 Uhr)
- Senses Fail - Let it enfold you (17 Beiträge / Letzter am 02.09.2006 - 20:21 Uhr)