Lemonator - The waltz
Odor / Spinefarm / IndigoVÖ: 13.08.2001
Traumzerstäuber
Klischees über das Land, das von seinen Einwohnern liebevoll "suomi" genannt wird, gibt es zuhauf. Aber nicht jedes Vorurteil über die Finnen entspricht stets der Wahrheit, selbst wenn es sich gar so schön reimt. Daß auch verlorene Melodien zwischen Sehnsucht und Fernweh ihren Platz im Land der tausend Seen behaupten können, bewiesen zuletzt bereits The Crash mit "Comfort deluxe". Vier ungleich melancholischere Herren aus Helsinki suchen unter dem Namen Lemonator schon ein paar Tage länger nach dem perfekten Song. Seitdem vor fünf Jahren ihre erste EP das Nordlicht der Welt erblickte, trafen bereits zwei Alben den Nerv von Kritik und Publikum der Heimat gleichermaßen. Selbst beim traditionsreichen SXSW-Festival in Austin/Texas durfte man die weißblauen Landesfarben vertreten.
Da aller guten Dinge bekanntlich drei sind, soll nun "The waltz" auch hierzulande die Herzen höher schlagen lassen. Die Geschütze, die der Vierer um Vorseufzer Lasse Kurti dazu auffährt, sind sowohl schwer als auch schwermütig. Herzblütige Melodien wie die von "The unbreakable two" oder "In your world" bekommen wohlverdienten Zuckerguß in Form von Streicherschmelz und Flötenzauber. Selbst wenn man die Gitarren mal krachen läßt, weht der Nordwind aus eindeutiger Richtung: "Always lonely / Broken hearted". Da würde sich auch ein Fran Healy eine Träne aus dem Augenwinkel wischen.
Wirklich fröhlich klimpert es nur selten, doch zur Not rockt man eben auch in Moll. Wenn die sechs Saiten dezent aufjaulen, weht im Hintergrund stets eine britische Fahne. Bands wie Supergrass oder Mansun sind ja auch nicht die schlechtesten Vorbilder. Das groovende Süßholz von "One last day", die scheppernde Verzweiflung von "You're left, I'm right" und die stampfende Single "I don't want to live forever" knarzen denn auch selbstbewußt um den Kitsch herum. Die vocoderbewehrte Fernweh von "California" gibt sogar richtig Gas. Wenn sich bald darauf wieder die Melancholie einschaltet, zeigt sich aber die wahre, zerbrechliche Seele der Finnen.
Auch wenn nicht jede Träne auf fruchtbaren Boden fällt, atmet in "You stole my heart" hörbar eine verletze Seele. Kurti sucht nach Liebe und Vertrauen und trifft doch meist nur auf Schmerzen. Seine Seufzer sterben in Schönheit, aber nie gibt er die Hoffnung auf: "I keep searching for the most beautiful poem." Am Ende bevölkern Oohs und Aahs einen tränenreichen Höhepunkt. "Everybody told you what to do / Everybody told you where to go / Willing to crush your dreams." Mit einem leisen Laut zerplatzt ein Traum und weht dahin wie Blütenstaub.
Highlights & Tracklist
Highlights
- I don't want to live forever
- The unbreakable two
- Once I killed a boy with a girl
- Everybody knows
Tracklist
- One last touch
- California
- That one touch
- I don't want to live forever
- Stars & satellites
- In your world
- You're left, I'm right
- The unbreakable two
- Once I killed a boy with a girl
- You stole my heart
- Everybody knows