Little Man Tate - Nothing worth having comes easy

Yellow Van / Skint / Al!ve
VÖ: 24.10.2008
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Kleine Band, großes Herz

Es ist ein alter Hut: In England wimmelt es momentan von Bands, die ihre Vorschusslorbeeren so plattgesessen haben, dass sie nicht mal mehr als gerebelte Würzmischung taugen. Die Kaiser Chiefs? Nach einem sensationellen Debüt irgendwo zwischen Belanglosigkeit und übersteigertem Anspruch gestrandet. Milburn? Längst aufgelöst. Die letzten Alben von Hard-Fi und The Dead 60s waren auch nicht so der Brüller. Und jetzt auch noch Little Man Tate. Little Man wer? Einigen mag der Name des Sheffielder Quartetts seit dem Debüt "About what you know" schon wieder entfallen sein. Nicht verwunderlich angesichts omnipräsenter Arctic Monkeys oder Babyshambles, doch Little Man Tate haben es trotzdem geschafft, sich in der Zwischenzeit nicht auszusterben. Obwohl sie nichts groß Anderes spielen als haufenweise andere Brit-Rock-Bands auch.

Allerdings spielen sie das mit einer Mischung aus Humor, Wehmut und Melodieseligkeit, die es einem schwer macht, sie nicht dafür lieb zu haben. Sicher nehmen ruppige Pub-Rocker hier nach wie vor einen festen Platz ein - was Jarvis Cocker unlängst dazu veranlasste, die Band als musikalischen Schandfleck Sheffields auszumachen. Er sollte noch einmal genauer hinhören. War "About what you know" eine liebenswerte, aber unterm Strich dann doch eher prollige Platte, erzählen die tollsten Momente auf dem Nachfolger nämlich die gleichen, melancholisch gekippten Geschichten über verkrachte Existenzen, bizarre Kindheitserinnerungen und tragikomische Zwischenmenschlichkeit, die auch Cocker schon immer ein Anliegen waren. Schon "Joined by an iPod" ist die herrlichste Hymne an die beziehungsstiftende und -erhaltende Kraft von Musik seit "The Ballad of Tom Jones" von Space, zusammengehalten vom schief blinzelnden Schlusssatz "You'd love to leave / But the headphones won't stretch that far" und einem strahlenden Refrain.

"Back of the pub quiz" bedient sich ironischerweise der gleichen Melodieführung wie Pulps "Razzmatazz" und ist nebenbei eine Fortsetzung der launigen Pennälerromanze "Sexy in Latin" zwanzig Jahre später. Ein klassischer Popsong mit sehnender Melodie, kuscheligem Streicherfutter und sogar einem Hauch von Glam. Doch auch für die etwas härteren Jungs, die nach einem ausgiebigen Tanzvergnügen den Club gerne mit ein paar blauen Flecken mehr verlassen, ist gesorgt: "London skies London eyes" poltert mit ansteckenden Singalongs prima nach vorne und verfügt zudem über massig Mitgrölpassagen, und nach ein paar Bier stört es auch nicht mehr, wenn "Time for anything" unverhohlen die Libertines recycelt. So schießen Little Man Tate also auch mal den einen oder anderen Bock, sind sich dessen aber durchaus bewusst: "It's hard to be sensible when you're untouchable / But it's not sensible to feel untouchable." Viel wichtiger jedoch: "Nothing worth having comes easy" ist ein Album einer kleinen Band mit großem Herzen. Und so etwas kann man schließlich immer gebrauchen.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • She looked like Audrey Hepburn
  • Joined by an iPod
  • Back of the pub quiz
  • London skies London eyes

Tracklist

  1. Money wheel
  2. What your boyfriend said
  3. She looked like Audrey Hepburn
  4. Shot at politics
  5. Hey little sweetie
  6. Joined by an iPod
  7. Face on a wall
  8. A little heart
  9. Time for anything
  10. Back of the pub quiz
  11. London skies London eyes
  12. Shoulder to sigh on
Gesamtspielzeit: 41:08 min

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