Amon Amarth - Twilight of the thunder god
Metal Blade / SPVVÖ: 17.09.2008
Die Götter müssen verrückt sein
Amon Amarth hatten bei "With Oden on our side" ganz offensichtlich alles richtig gemacht. Über das schwache Vorgängeralbum sprach niemand mehr, die Fans liebten die gar nicht tumben Wikinger-Rabauken aus dem schwedischen Tumba ohnehin wie Frigg Odin, und vor lauter Festival-Buchungen weiß die Band wahrscheinlich nicht einmal mehr, wie eine Halle von innen aussieht. Eigentlich die besten Voraussetzungen, um mit einer neuen Platte grandios zu scheitern. Oder?
Weit gefehlt. Denn wer diese Eingangsfrage für "Twilight of the thunder god" auch nur zu denken wagt, wird beim eröffnenden Titelstück von Riffs niedergestreckt, die im Genre ihresgleichen suchen. Diese Melodien! Diese Gewalt! Wuchtiger hätte Thor Mjölnir der ollen Riesenschlange Midgard nicht in die Visage zentnern können, und wer beim Refrain nicht nach drei Sekunden mit gereckter Faust durch sein privates Asgård wütet, ahnt nichts von der Existenz von Hopfen und Malz, so verloren ist es.
Strohfeuer? Übermut? Nope. Denn wirklich jeder weitere der folgenden Tracks gerät zu Schwerarbeit für die Nackenmuskulatur. Insbesondere das wie von Sinnen heruntergerüpelte "Where is your god?" bedarf eines vorherigen Trainingslagers im Fitness-Studio. Nichts Neues also, mag man meinen. Wären da nicht die Hörner in "Tattered banners and bloody flags" so dermaßen bombastisch, dass Manowar sich für ihr Plastik-Orchester von "Gods of war" heulend in den Keller verkriechen sollten. Nur ein Blick auf die Gästeliste lässt den unbedarften Rezensenten erschauern, als stünde Ragnarök kurz bevor: Apocalyptica sind mit im Drachenboot. Na prima, und auf der nächsten Amon-Amarth-Platte singen Tarja Turunen und Sharon Den Adel Backing-Vocals? Doch keine Angst, die celloschwingenden Finnen dürfen bei "Live for the kill" eine kurze - noch nicht mal wirklich zwingend notwendige - Atempause begleiten und sich dann wieder verkriechen.
"Twilight of the thunder god" lässt so manches vermissen: Langeweile, Selbstzufriedenheit und überfressene Behäbigkeit zum Beispiel. Hier spielt sich eine Band die Seele aus dem Leib, die noch lange nicht genug hat. Die aber mitnichten unbedarft zehn Songs eintrümmert, sondern ein feines Gespür für große Melodien zeigt. Nur dass am Ende der ausgebreiteten Arme noch die geballte Faust oder wahlweise die Pommesgabel dem Hörer entgegen gestreckt wird. Sagen wir's, wie es ist: Hier zieht ein Prachtwerk des Death Metal nach Walhalla ein.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Twilight of the thunder god
- Free will sacrifice
- Tattered banners and bloody flags
- Embrace for the endless ocean
Tracklist
- Twilight of the thunder god (feat. Roope Latvala / Children Of Bodom)
- Free will sacrifice
- Guardians of Asgaard (feat. LG Petrov / Entombed)
- Where is your god?
- Varyags of Miklagaard
- Tattered banners and bloody flags
- No fear for the setting sun
- The hero
- Live for the kill (feat. Apocalyptica)
- Embrace for the endless ocean
Referenzen
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