The Vines - Melodia

Ivy League / Cooking Vinyl / Indigo
VÖ: 17.10.2008
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Hü und Hott

Ja was denn nun? Das konnte man sich bei den Vines aus Australien schon einige Male fragen. Sechs Jahre ist es her, dass die Band ihr beachtliches Debüt "Highly evolved" veröffentlichte, danach folgte ein ständiges qualitatives Auf und Ab, das teils Sänger Craig Nicholls' Asperger-Erkrankung, teils zuletzt unüberhörbarer Inspirationslosigkeit geschuldet war. Dabei war es doch so schön gewesen, als einem "Get free" seinerzeit mit überrissenen Gitarrenriffs und entfesseltem Geschrei zwar kurz, aber heftig die Rockermatte durchfönte. Und da das sicher auch noch einmal funktioniert, fängt die Band auf ihrem vierten Album einfach wieder da an, wo sie bereits vor längerer Zeit aufgehört hatte.

Sie wissen schon: überrissene Gitarrenriffs, entfesseltes Geschrei und solche Sachen. So weit, so simpel. "Get out" heißt der Opener diesmal. Das kann man als launige Abwandlung von "Get free" oder als Antwort auf den damals "Come in" lautenden Refrain verstehen und der Band daraufhin geistreiche Selbstironie oder Rückblendenhumor attestieren - was aber nichts daran ändert, dass es diesen Song schon einmal besser gab. Doch es folgen ja noch 13 weitere. Puh, Glück gehabt. Jedenfalls teilweise. Denn dass die letzten beiden Alben einigermaßen in die Hose gingen, heißt schließlich nicht, dass The Vines plötzlich alles verlernt hätten.

Auch wenn sie andererseits nicht allzu viel dazugelernt haben. Trotzdem: "Manger" schmeißt nach dem blassen Einstieg direkt mal rotierendes Schlagwerk und mehrfach gedoppeltes Gitarrengedröhne aus dem Fenster und wäre auf The Jesus And Mary Chains geschwindigkeitsberauschtem "Automatic"-Album nicht übel aufgehoben gewesen. "He's a rocker" gibt eine passable Single ab, obwohl dem Stück genau genommen nicht viel einfällt, und das hymnische "Orange amber" lässt erahnen, dass die viel erwähnte Position der Band zwischen Nirvana und den Beatles vielleicht doch nicht die schlechteste ist.

Nur dass sie sich in dieser längst nicht immer aufhalten. Sie haben gar keine Zeit dazu, weil auch auf "Melodia" die meisten Songs nur mit Mühe die 120-Sekunden-Grenze überschreiten und einige es sogar nicht einmal bis zu dieser schaffen. "True as the night" ist mit über sechs Minuten der einzige Ausreißer - und leider auch noch eine reichlich müde dahergeklampfte Ballade, bei der spätestens nach der Hälfte alles gesagt ist. Damit das Album nicht vollends zerfasert, schieben The Vines gegen Ende mit "Merrygoround" immerhin noch eine halsbrecherische Laut/Leise-Achterbahnfahrt nach und begraben bei "Scream" zu guter Letzt Studio und Equipment komplett unter lärmendem Rock'n'Roll-Tumult. Wenn man an diesen erneut äußerst knappen 33 Minuten also überhaupt etwas ablesen kann, dann wohl, dass Craig Nicholls und seine Band offenbar gesundheitlich wie musikalisch auf dem Weg der Besserung sind und so vielleicht bald wieder fester im Sattel sitzen.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Manger
  • Orange amber
  • Merrygoround
  • Scream

Tracklist

  1. Get out
  2. Manger
  3. A.S. III
  4. He's a rocker
  5. Orange amber
  6. Jamola
  7. True as the night
  8. Braindead
  9. Kara Jayne
  10. Merrygoround
  11. Hey
  12. A girl I knew
  13. Scream
  14. She's gone
Gesamtspielzeit: 32:42 min

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addi

2008-10-07 22:22:04

die reissen auch nix mehr, vorbei die wilden zeiten als craig noch diverse fernsehstudios zerlegt hat :(

Daharka

2008-10-07 18:21:02

das neue da ist geleakt, aber mich jucktes nicht...

Wolffather

2008-07-11 12:34:33

Ich fand ja die Winning Days sehr stark, aber Vision Valley war stink langweilig... die Band interessiert mich irgendwie nicht mehr

B@n@n@ Co.

2008-07-11 12:32:22

Habs auch gehört. Klingt so langweilig und ideenlos wie Vision Valley.

ccc

2008-07-11 12:30:11

hab mir jetzt das komplette album auf deren myspace seite angehört (auszugsweise) und muss sagen ich bin positiv überrascht!
klingt sehr stimmig und macht lust auf mehr.

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